-
S.
PROF. DR. FREUD WIEN, IX. BERGGASSE 19
22. 1. 1933
Lieber Herr Doktor
Ich freue mich mit Ihnen,
daß Sie Gelegenheit ge-
habt haben, einiges von
dem mit Augen zu sehen,
wonach sich auch meine
Phantasie immer gesehnt
hat. Anna zeigte mir
eine Karte von Ihnen aus
Cuba.Woher wissen Sie soviel
über die Macphersons?
Natürlich, haben Sie einen
oder mehrere von ihnen
in Analyse gehabt. Ich
konnte H. D. leider noch
nicht kom̄en lassen mit
5 Arbeitsstunden reiche
ich auch für meine einge-
schrumpfte Praxis nicht
aus. Eine Neuheit bei
mir ist die Ihnen wol-
bekannte Suse P.-C.
Ich bestätige, daß sie
eine Person von -
S.
besonderem Reiz und wahr-
scheinlich nicht gewöhnlichem
Wert ist. Auch hat man
bei ihr gegen unheimlich
starke daemonische Mächte
zu kämpfen.Recht, daß Sie Ihre Existenz
in Boston behaglich finden.
Ich zweifle nicht, daß Ihr
Aufenthalt dort sehr er-
folgreich sein wird. Eine
beserre und zuverläßigere
Freundin als Irma
Putnam werden Sie wol
nicht gefunden haben?
Ihre Arbeitsabsichten
erregen meine Span̄ung,
lieber Narzismus als Caligula.Mit herzl Wünschen
für Ihr – vielleicht dauer-
haftes – Exil Ihr
Freud
Berggasse 19
Wien 1090
Austria
416 Commonwealth Avenue
02215 MA
United States
C40F31