[Briefkopf Wien] Semmering, 10. VIII. 25

Lieber Freund!
Mein Neffe Edward Bernays aus Newyork, der aus der Bearbeitung der öffentlichen Meinung eine spezielle Tätigkeit gemacht hat – ein in Europa noch unbekannter Beruf – war vor kurzem hier bei mir und hat sich bereit erklärt, eine Agitation für den psychoanalytischen Fond in seinem reichen und närrischen Vaterland zu unternehmen. Der Erfolg mag zweifelhaft sein, es ist aber nichts dabei zu verlieren.
Von ihm aufgefordert, den europäischen Anteil eines Komitees vorzuschlagen, das sich mit mir in die Verwaltung des Fonds teilen soll, habe ich unsere mit den offiziellsten Funktionen betrauten Persönlichkeiten vorgeschlagen, also Sie, Eitingon, Storfer und in Fortsetzung des früheren Komitees Ferenczi. Die Amerikaner, unter denen ein Geldmann und ein Bankmann sein sollen, wird er liefern. Ich bitte Sie nun um Ihre

schriftliche Zustimmung zur Verwendung Ihres Namens.
Mit Sachs korrespondiere ich heute über ein inkorrektes Vorgehen Ihrer Filmleute. Man soll sich mit dem Volk doch nicht einlassen.
Uns geht es hier in dem schönen Sommer vortrefflich. Ich hoffe, Ihre Genesung macht große Fortschritte und erwarte, daß die Ihrigen Sie davon abhalten werden, auf dem Kongreß über Ihre Kräfte zu gehen.
Mit herzlichem Gruß für Sie alle
Ihr Freud