S.
PROF. DR. FREUD
WIEN, IX., BERGGASSE 19.
5. 1. 1937
Liebe Ruth
Sie zweifeln doch nicht, daß ich Ihnen
gern beistehen möchte, aber meine
Stellung zu Mark macht mir doch
jede Parteinahme schwer. Es ist
richtig, daß seine Beziehung zur
früheren Ruth in eine Identi-
fizirung ausgelaufen ist, aber
der Gesichtspunkt erklärt nicht
das ganze gegenwärtige Bild.
Es ist fast unmöglich zu sagen,
was an seinem Verhalten gegen
Sie „passageres Symptom“ und was
dauernde Veränderung ist. Ich
meine erst die Zukunft wird
es zeigen. Umsomehr freue ich
mich, daß Sie sich jetzt – nach seinem
eigenen Urteil – so verständig und
tolerant benehmen. Es bleibt
ja auch nichts anderes übrig. Seine
Reise nach Amerika wird, hoffe ich,
allseitig klärend und mildernd
wirken. Aber sehen Sie nur zu,
daß Sie gesund werden.
Herzlich Ihr
Freud