S.
Berlin 20.6.21
Liebe Freunde,
Im Begriff, für einige Tage zu verreisen, schreibe ich schon
heute. Der Brief von Prof. Junker geht nach London weiter. Im
Prinzip sind auch wir gegen eine solche Allianz mit den Okkultisten.
Besonders aber im vorliegenden Fall, der mir ein ganz gemeiner Schwindel
zu sein scheint. Schon der Kopf des Briefbogens zeigt, daß es sich
um ein geschäftliches Unternehmen handelt. Die Unterschrift des
Professor aber ist höchst verdächtig. Ein Amerikaner kann unmöglich
diese Handschrift haben, eben- sowenig aber ein deutscher Gelehrter,
der übrigens auch sein Amt und sein gewöhnliches Domizil angeben
würde; »z.Zt. Oberammergau« ist sehr eigentümlich. Die Antwort kann
also nur ablehnend sein.
Wir sollten uns darüber einigen, ob während der nächsten zwei
Monate die Briefe in der bisherigen Weise gewechselt werden sollen.
Der anfänglich so sehr bekämpfte 10tägige Turnus hat sich sehr be-
währt, mir (A) scheint aber für die Ferienzeit ein etwas längeres
Intervall nötig. Wenn z.B. Herr Prof. in Gastein oder in Südtirol
ist, können wir zwar ein besonderes Exemplar unserer Berichte dort-
hin senden, aber die Kommunikation zwischen Herrn Prof. & Rank
innerhalb dieser 10 Tage wird sehr erschwert. Von uns verreist dem-
nächst Sachs auf längere Zeit. Sollten wir in den nächsten 2 Monaten
nicht mit halbmonatlichen Berichten (am 1. & 16.) auskommen? Da die
Ortsgruppen ihre Tätigkeit unter- brechen, so ist ja auch von ihnen
wenig zu berichten!
Als die Zeitschr. an unsern Verlag überging, bekam ich an-
fänglich 2 Exemplare, von denen ich das eine gemäß Verabredung
unsrer Vereinsbibliothek abliefern sollte. Sehr bald aber erhielt
ich nur noch ein Exemplar. Ist das zweite absichtlich nicht mehr ge-
liefert oder liegt vielleicht nur ein Versehen vor? Die Frage ge-
schieht nur im Interesse unserer Bibliothek. Ebenso wurde mir das
„Journal“ anfänglich zugesandt, was dann unterblieb.
Von Voitel-Leipzig haben wir noch immer nichts gehört. Es wäre
immerhin denkbar, daß ein Brief an Liebermann gegangen wäre. Aber
soviel ich weiß, hast Du, l. Jones, nicht seine Adresse angegeben.
Zur VI. Auflage der Traumdeutung gratulieren wir Ihnen, l. Herr
Professor, herzlich.
Wenn Stärcke das Referat über Psychosen übernehmen will, so
bin ich durchaus damit einverstanden, und würde dann nur die „Spez.
Neurosen- lehre“ behalten. Schon jetzt wäre es gut zu wissen, ob der
nächste Lit.– Bericht die Jahre 20 und 21 umfassen und wann er gelie-
fert werden soll. Mit unsern herzlichen Grüßen
Abraham Sachs Eitingon