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    Berlin-Grunewald, den 15. März 1922.

    Liebe Freunde!

    Wir betrachten die Tage vom 25. bis 27. September nunmehr als ange-
    nommen und bitten, allen Gruppen in diesem Sinne Mitteilung zu ma-
    chen.

    London. Wir müssen heute noch einmal auf die Frage der Finanzie-
    rung des Kongresses zurückkommen. Es ist sehr beruhigend, daß die
    Zentralkasse reichliche Mittel besitzt, von denen ein Bruchteil zur
    Deckung der eigentlichen Kosten ausreichen wird. Gemeint sind damit
    Saalmiete, Ankündigungen, Korrespondenzen, Drucksachen usw. Wir werden
    für diesen Zweck später um Überweisung von etwa 10 ₤ bitten. Nach
    den Erkundigungen, welche wir jetzt eingezogen haben, würde aber auch
    der ganze Bestand der Zentralkasse nicht ausreichen, um die Kosten
    eines gemeinsamen Essens, eines Empfangsabends usw. zu decken. Es ist
    aber auch nirgends üblich, dass die Teilnehmer eines Kongresses in
    dieser Weise unentgeltlich bewirtet werden. 1920 ist dies im Haag
    auch nur geschehen, insofern, als die Deutschen, Österreicher und Un-
    garn von den Holländern bei dem Bankett als ihre Gäste behandelt
    wurden. Von den übrigen Nationalitäten wurde der Preis des Essens
    usw. einkassiert. Was wir neulich vorgeschlagen haben, ist diesem
    Verfahren sehr ähnlich. Nur haben wir vorgeschlagen, die valutaschwa-
    chen Teilnehmer weniger zu belasten als die valutastarken. Wenn nun
    von verschiedenen Seiten Anstoß daran genommen wird, dass wir eine
    Art von Eintrittskarten gegen Bezahlung verabfolgen wollten, so
    schlagen
     

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    schlagen wir jetzt vor, von jedem Teilnehmer des Kongresses für das  
    Festessen einen abgestuften Satz zu erheben. Auf diese Weise würde  
    auch der Bestand der Zentralkasse geschont werden und bliebe für  
    andere Zwecke verfügbar. Neben der Prämierung von Arbeiten käme ev.  
    die Überweisung eines Betrages an unsere Poliklinik in Betracht.  

    Auf die Abfassung von Stenogrammen der Kongreßvorträge ver-  
    zichten wir im Einvernehmen mit den übrigen. Vor einigen Tagen hat-  
    ten wir eine Sitzung des Komités, welches zur Vorbereitung des Kon-  
    gresses gewählt worden ist und beschlossen, auf Vorträge für Aerzte im  
    Anschluß an den Kongreß zu verzichten. Es wurde angeregt, ev. im näch-  
    sten, kongreßfreien Jahr im Herbst eine Reihe von Vorträgen in Ber-  
    lin zu veranstalten, wozu auswärtige Redner gewonnen werden sollen.  

    Papier und Kuverts für die Rundbriefe sind nahezu verbraucht, so-  
    daß wir um Lieferung eines Vorrates bitten müssen.  

    Die gewünschten Notizen sende ich Dir, lieber Jones, anbei zurück.  

    In Bezug auf die Symbolik der Insel habe ich auch einige Beob-  
    achtungen gemacht. Einer meiner Patienten, der auf einer Nordseeinsel 
    geboren war und in schwerstem Konflikt mit seinen Eltern stand, hatte  
    als hauptsächliche lustvolle Phantasie das Leben auf einer Südseein-  
    sel. Ich möchte auch darauf verweisen, daß verschiedene Schriftsteller  
    und Künstler in neuerer Zeit Bücher veröffentlicht haben, die vom Le-  
    ben auf einer Insel handeln. Die Mutter-Symbolik scheint mir in die-  
    sen Büchern deutlich hervorzutreten.  

    Wien. Wir freuen uns, daß der Verlag endlich sein neues Domizil  
    beziehen kann.  

    Mit dem 14-tägigen Versand der Briefe sind wir gern einver-  
    standen
     

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    standen, erinnern uns aber bei dieser Gelegenheit daran, welche  
    Schwierigkeiten gemacht wurden, als wir das Intervall von 7 auf  
    10 Tage erhöhen wollten. (Deine Karte, lieber Rank, enthält  
    übrigens den Schreibfehler, dass der 14-tägige Termin nicht  
    durchführbar sei.) Wir glauben, dass die 14-tägige Korrespondenz  
    ausreichen wird. In besonderen dringenden Fällen steht die Ein-  
    fügung eines besonderen Briefes ja aber offen.  

    Mit besten Grüßen  
    Abraham      Sachs  
                Eitingon