• S.

    Freud to Jones, 1920-11-18

    „The affair Press versus shop appears to me so intricate and full of misunderstanding“

    „The affair Press versus shop appears to me so intricate and full of misunderstandings that I am ready to drop it at once. My impression is that the practical distinction between the two was not made from the beginning but offered itself to Rank in the course of events. Happily the confusion cannot lead to disastrous results. You agree to give up the London business and I think we will have no trouble about the London contributions. We accept Hiller coming over to Vienna where he has to be undertained by your money so as to justify your demands on the members of your Society. There is not the least trace of an intention on our side to dissociate the Press from the Int. Verlag nor can there come any change in our relations, when we join Kola, a possibility which by the way appears neither assured nor very near. But in this case we could easily give you the means to return the contributions, if your members object even to an unofficial contact with a foreign undertaking.

    […]

    Let me now propose you another innovation. I think Rank should appear on the titlepage of the Journal beneath the other six men as he manages the whole business here. It would be the justification of his getting a salary from the “Press”, as he did this year. I am sure he will feel gratified too by this mention.“ (Freud to Jones, 1920 11 18)

  • S.

    W i e n 7

    18. November 1920

     

    Liebe Freunde!

    Berlin und London 6erhalten (Budapest 6bereits in letztem Berief bes- tätigt). Die Korrespondenztage können selbstredend nach den Bedürfnis- sen geändert werden und wir sehen nicht ein, warum Abraham gerade dieses einfachste Mittel ausschließt (wir haben ja auch unseren Tag – so- gar zweimal – verlegt). Der andre Ausweg ist ungangbar, da mehr Ko- pien mit diesem Papier auf der Maschine nicht herzustellen sind.

    ad Diskussionsthema: es ist ja nicht unbedingt nötig, sofort ein geeigne- tes Thema zu finden; die bisher vorgeschlagenen konnten keine allge- meine Zustimmung finden, so warten wir eben, bis ein solches sich fin- det.

    Was die Festschrift betrifft teilen wir ganz die Meinung Jones. Diesem beantwortet der Professor seine Anfrage nach dem Geburtsjahr des Aus- drucks »Psychoanalyse« dahin, daß die Bezeichnung zum ersten Male gebraucht wird in einem Beitrag des Professors zu Löwenfelds4 Buch

    »Die psychischen Zwangserscheinungen«, welches 1904 erschienen ist (abgedruckt in Sammlung kl. Schriften, Kapitel XIII).Die Traumdeu- tung selbst ist eigentlich 1899 erschienen und nur vom Verlag vorda- tiert.–

    Für Jones: Wegen der Übersetzung des II. Teils der Symbolik und Dei- nes letzten Buches6, das wir bringen wollen, wird Ende des Monats, wenn Fräulein Freud aus Berlin zurückkommt, das Nötige veranlaßt werden. Im Übrigen sollen begonnenen Übersetzungen jedesmal sofort mitgeteilt werden, damit nicht doppelte und also überflüssige Arbeit ge- leistet werde.

    ad Brunswick Square: Es war nicht die Rede davon, daß wir die Partei der Klinik gegen die Vereinigung ergriffen hätten. Wir kannten dazu auch die Verhältnisse viel zu wenig, wußten z. B. gar nicht, daß die Brunswick-Leute sich der Vereinigung anzunähern versuchten, daß aber die Society dagegen war. Ebenso war nicht die Rede davon, daß wir ver- sprochen hatten, sie fernerhin zu unterstützen, sondern nur davon, daß der Professor zugesagt hatte, falls er nach England käme, sich die Sache anzusehen. In solchen Fällen bleibt selbstverständlich die Entscheidung einer Stellungnahme der ortskundigen Zweigvereinigung überlassen, resp. deren Präsidenten. –

    ad London Filiale: Wir geben zu, daß die Klarheit, die wir auch weiter- hin in unserer Darstellung finden, uns erst allmählich geworden ist; trotzdem stellt es sich aber rein kaufmännisch betrachtet so dar, wie es eben dargestellt wurde: Daß nämlich London gar nicht in die Lage ge- kommen ist, für die Press etwas zu leisten, weil einfach nichts da war. Die Sache anders als kaufmännisch zu betrachten liegt wohl kein Grund vor.

    Auf neuerliche private Anfragen von Jones wiederholen wir die Grund- sätze, auf denen wir die Verhandlungen mit Kola basieren:

    Es kann gar keine Rede davon sein, das englische Geschäft von den an- deren trennen zu sollen; im Gegenteil legt einerseits Kola Wert auf das Englische, anderseits wir auf Beibehaltung der bisherigen Beziehungen zwischen Wien und London, auch in der bisherigen Form. Für Jones würde sich also kaum viel ändern, immerhin sind die Sachen aber heute noch nicht spruchreif und wir bitten Jones, sich noch etwas zu gedulden. Ferner, wenn wir alles an Kola verkaufen, dann sind wir selbstverständ- lich auch in der Lage, die Spenden der englischen Gruppe zurückzuzah- len. – Endlich wäre für den Fall des Verkaufes und der damit verbunde- nen Wiederherstellung des ganzen Fonds nach anderen, neuen Verwen-dungsmöglichkeit des Geldes Ausschau zu halten; aber das eilt nicht ge- rade. –

    Ferenczi: Wir machen Dir formell den Vorschlag, die ungarische Über- setzung der Traumdeutung in unserem Verlag erscheinen zu lassen. Wir übernehmen die ganze Herstellungskosten und Übersetzerhonorare und lassen das Buch in einer hiesigen ungarischen Druckerei herstellen.Wir möchten damit auch sehr bald beginnen. Was macht die Übersetzung des ungar. Tagebuches?

    Jones: Die Arbeit von Berkeley-Hillüber Mohametfindet der Professor ziemlich schwach.10 In der Parallele, die er zwischen Amenhotep und M[ohammed] zieht, hat er den interessantesten und offenbar wichtigsten Punkt übersehen: daß nämlich keiner der beiden einen Sohn hatte! Dar- aus würde sich nach Meinung des Professors erklären lassen, daß diese beiden Männer auf dem Wege einer religiösen Revolution den Vater überwinden mußten, den sie auf dem natürlichen Weg des Vaterwerdens nicht überwinden konnten.11 (Die Töchter können leicht in diesem Sinne aufgefaßt werden, bes. bei den Arabern galt es geradezu als Schande, keinen Sohn zu haben). – Es müßte dann allerdings erst plausibel ge- macht werden, daß diese Männer mit ihren Reformen erst hervorgetreten sind, als sie Grund zur Annahme glaubten haben zu können, daß ihnen kein Sohn werde geboren werden. Speziell Abraham wird gebeten, sich bezüglich Amenhotep über die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme zu äußern. Es spricht übrigens nicht sehr für ein vertieftes Studium des Problems durch Berkeley-Hill, daß er die Arbeit über Amenhotep kon- stant Rank zuschreibt (was Jones bereits richtig gestellt hat) und ander- seits dessen Zeit um 4000 Jahre (also beinahe in die Prähistorie) zurück- verlegt, was der Professor richtiggestellt hat und was auch B[erkeley]-H[ill] in der Arbeit Abrahams richtig angegeben gefunden hätte.

    Mit herzlichen Grüßen

    Freud Rank