• S.

    Liebe Freunde!  
    Leider muß dieser Brief zwei Tage verspätet abgehen, 
    da verschiedene technische Hindernisse das bedingen.  

    Zunächst ist vom Verlag zu berichten, daß wir endlich 
    doch so gut wie sicher eigene Bürolokalitäten bekommen 
    werden, womit dann endlich einmal die Möglichkeit einer 
    geordneten Arbeit gegeben wäre. Natürlich kostet die Sa-
    che auch Geld und wir werden auch den großen, in Eitingons 
    Verwaltung befindlichen amerikanischen Fond ausgiebig 
    für diese Zwecke in Anspruch nehmen müssen.  

    Vom Programm des Verlages für die nächste Zeit wollen 
    wir nur folgendes kurz bemerken: die beiden letzten Nummern 
    von Imago und Zeitschrift werden heute versandt. Die Arbeiten 
    an beiden Heften haben bereits begonnen. Ebenso 
    am ersten Heft des englischen Journal. Im Monat Februar 
    erscheinen noch an Büchern: Varendonck über das vorbewußte Denken; 
    Ferenczi, Populäre Vorträge; Bernfeld, Vom Gemeinschaftsleben der Jugend. 
    Ferner bereiten wir einige weitere Imagobücher vor, 
    deren erster Band, Tolstois Kindheitserinnerungen von 
    Ossipow bald in Druck ist. Als weitere Bände sollen 
    folgen: Reik, der eigene und der fremde Gott; Emil Lorenz, 
    Vorarbeiten zur Psychologie der Kultur; ein Sammelband von 
    Sachs etc. Von Neuauflagen werden jetzt begonnen: Vorlesungen 
    große Ausgabe und Taschenausgabe, Totem und Tabu, 
    ferner Tagebuch, Seelensucher, Rank, Beiträge zur Mythologie 
    etc. Von englischen Werken ist ein Sammelband von Jones, 
    ferner die Übersetzungen von Jenseits und Massenpsychologie 
    in Arbeit. Róheims Buch über Australian Totemismus ist im  
    Manuskript eingelangt.  

    Die Vorschläge zum nächsten Kongreß, die wir hier ge-
    meinsam mit Abraham festgestellt haben, sind etwa fol-
    gende: der Kongreß soll Mittwoch den 27. Sept. beginnen 
    und drei Tage, das ist bis inkl. Freitag, dauern. Die Nachmitta-
    ge sind für Geschäftssitzungen und Besuch der Poliklinik 
    bestimmt. Die Zulassung der Gäste soll streng kontrolliert 
    werden (Gastkarten). Was das Programm betrifft, so soll 
    mit Rücksicht auf die Erfahrungen der letzten Kongresse 
    von einem Diskussionsthema abgesehen werden. Im geschäft-
    lichen Teil wird die Diplomfrage zur Besprechung kommen.  
    Was die Unterbringung betrifft, so hofft Abraham die 
    Österreicher und Ungarn in gastlicher Weise unterbrin-
    gen zu können, für die anderen Fremden beabsichtigt er ein 
    Hotel ganz zu mieten, in welchem auch die Sitzungen statt-
    finden sollen. Das Komitee wird selbstverständlich einige 
    Tage vor Beginn des Kongresses zusammentreffen.  

    Ad Berlin: Durch Sachs erfahren wir über die Leip-
    ziger Gesellschaft, daß Frau Dr. Benedek sich an Ort 
    und Stelle informiert hat und berichtete, daß die jungen  
    Leute unter dem Einfluß eines Dr. Knopf stehen, der ein  
     

  • S.

    Anhänger von Steiner sein soll. Es würde uns interessie-
    ren, Näheres darüber zu erfahren. Was Frau Dr. Frost be-
    trifft, so finden wir, daß ihre Beurteilung doch etwas 
    zu streng ist.  

    Ad London: Hiller ist von seiner Reise zurückgekehrt  
    und wir hoffen, daß das neugetroffene Arrangement 
    der „Press“ in London sich gut bewähren wird. Was jedoch das 
    von ihm mitgebrachte Programm der Library betrifft, so 
    möchten wir doch mit Entschiedenheit darauf hinweisen, 
    daß uns die Publikation der Sammelbände des Professors 
    zunächst als die dringendste Aufgabe erscheint. Besonders 
    jetzt, da Du uns, lieber Ernest, plötzlich mit der Nachricht  
    überrascht, daß ein deutsches Buch zehn Jahre nach sei-
    nem ersten Erscheinen nicht mehr den Schutz des Copyright 
    genießen soll. Ich glaube also, daß es für uns keine drin-
    gendere Aufgabe geben kann, als diese von uns erworbenen 
    und zum Teil auch bereits übersetzten Werke herauszu-
    bringen. Nun finden wir aber zu unserer Überraschung auf 
    dem Programm der nächsten Zeit nur einen Band („Krank-
    engeschichten“) und auch diesen an letzter Stelle. Da wir 
    nicht genau über den Stand der Übersetzungen orientiert 
    sind, können wir natürlich schwer beurteilen, wie rasch 
    sich die anderen Bände zum Druck fertigstellen lassen. 
    Wir glauben aber, daß es in diesem Stadium der Angelegen-
    heit das Zweckmäßigste wäre, nunmehr einen Band nach 
    dem anderen fertig zu machen, anstatt an allen Bänden zu 
    gleicher Zeit stückweise zu übersetzen. Es ist uns sehr 
    wertvoll und dringend, von Dir, lieber Ernest, über den 
    ganzen Stand der Angelegenheit genaue Aufklärung zu 
    bekommen.  

    Das von Jelliffe verlangte, geringste Honorar werden wir 
    selbstverständlich bezahlen. Was das „Korrespondenzblatt“ 
    betrifft, so bin ich, Rank, sehr dafür, daß die ganze Sa-
    che in London zentralisiert wird und bitte dies allen 
    Gruppensekretären mitzuteilen. Es kann dies für 1922 
    bereits geschehen. Was die Bemerkung für ein französi-
    sches Journal betrifft, so glauben wir nicht, daß eine 
    außerhalb Frankreichs publizierte Zeitschrift dort 
    Eingang finden könnte.  

    Mit herzlichen Grüßen  
    [Rank/Freud]