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Mödling, 1. August 1921
Liebe Freunde !
Berlin hat mißverständlicherweise am 21. geschrieben und Jones
am 22.– Hoffentlich geht heute regelmäßig der Brief von allen Seiten ab.Für Ferenczi schreibe ich diesen Brief mit, ebenso für Sachs, da ich beide
in der letzten Woche gesprochen habe. Ferenczi fährt morgen nach Garmisch-
Partenkirchen (Bayern), wo seine Adresse bis Mitte September „Sanatorium
Wiggers“ sein wird.–Vom Verlag ist diesmal nichts Besonderes zu berichten, nur daß
dort alles, wenn auch etwas verlangsamt seinen Fortgang nimmt.Einige Manuskripte sind teils beim Professor teils bei mir ein-
gelangt. Besonders zu erwähnen wäre eine Arbeit von Kaplan „Zur Dynamik der
Bewußtseinsvorgänge“, der wir die bedingte Aufnahme in die Zeitschrift zu-
sagen wollen, in einem Begleitbrief an den Prof. jammert Kaplan, daß er nichts
von seinen Sachen unterbringen könne.Dann hat die Gruppe Gide in Paris, von der wir schrieben, sich
an den Professor mit der Anfrage gewendet, ob er eines seiner Werke (Traum-
deutung) der Edition de la NOUVELLE REVUE FRANCAISE zur Veröffentlichung
übergeben wolle. Die liebenswürdige Aufforderung ist mit Gaston Gallimard
gezeichnet. Der Prof. schrieb ihnen, daß der Verlag noch bis Ende das Jahres
an Payot gebunden ist, hat aber dann Lust, sich mit ihnen einzulassen.Dann hat sich im Namen des American Psychical Institute and
Laboratory in New York (40 West 57th Str.) ein Dr. Hereward Carrington an
den Professor gewendet, um seinen Namen und seine Mitarbeiterschaft zu gewin-
nen. Der Professor hat abgesagt (Beilage für Jones; zurückerbeten).Ferner erhielt der Professor ein populäres, von Mißverständnis-
sen ziemlich freies Buch “Outwitting our nerves” von zwei Frauen in Pasade-
na (Californien), eine davon Ärztin Dr. Josephine Jackson.Endlich erhielt der Professor einen Brief von der Witwe Putnams
(aus Cotuit, Mass.), in welchem sie für die Vorrede dankt, aber auch leisen
Zweifeln Ausdruck gibt, ob die Sammlung den Intentionen ihres verstorbenen
Mannes entsprochen hätte.Pfister schrieb mir, daß die Gesellschaft f. Neurologie und
Psychiatrie in Wien ihm zum korresp[ondierenden] Mitglied ernannt habe. Wie Pfister rich-
tig in seiner Naivität vermutet, nicht für seine Verdienste, sondern für
seine Tätigkeit bei der Kinderhilfsaktion.– Er hat ein Buch „Die Liebe des
Kindes und seine Fehlentwicklungen“ beendet.–Stärcke will seinen literarischen Preis, von Mk. 1000.– der hol-
ländischen Gruppe widmen, um dadurch anderen wohlhabenden Kollegen ein gu-
tes Beispiel zu geben.Professor Levi Bianchini schreibt, daß der 1. und 2. Teil der Vorlesun-
gen bereits ins italienische übersetzt sind -
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(von Dr. Weiss, Triest) und bald in Druck gehen werden (in Neapel, mit dieser
Ausgabe hat unser Verlag nichts zu tun).ad Bl. Was die russische Übersetzung der Vorlesungen betrifft, so ha-
ben wir dem Verlag Slowo in Berlin durch dessen hiesigen Vertreter, Dr. Präger
(einen persönlichen Bekannten von mir) ein Angebot gemacht (Mk 150,– pro Druck-
bogen an uns zu bezahlen und der Übersetzer wird von Slowo honoriert) und
ihnen auch als Übersetzer Dr. Ossipow (derzeit Prag-Smichow,
Na Hrchenkach 1312) vorgeschlagen, von dem wir allerdings noch nicht wissen,
ob er geneigt ist, die Arbeit zu übernehmen. Ehe der Verlag Slowo unsere Pro-
positionen nicht akzeptiert hat, kann von weiteren Schritten natürlich keine
Rede sein. Eventuell ist der Slowo- Verlag nachdrücklich darauf aufmerksam zu
machen, daß der Professor sich die Autorisation eines Übersetzers vorbe-
hält bis er (oder sein Ver- trauensmann) Proben von der Qualifizierung des
Übersetzers erhalten hat, deren er bei Ossipow sicher ist.– Auch der Verlag
„Klal“ soll sich zuerst direkt mit dem Verlag in Verbindung setzen, um die
finanzielle Seite zu ordnen. Alle derartigen Verhandlungen und Vereinbarungen
müssen unbedingt schriftlich festgelegt werden.Die Tic-Diskussion habe ich nicht erhalten, event. bitte sie direkt an
Ferenczi zu senden, der sie mir einschicken soll. Sitzungsberichte hat mir
Sachs übergeben, doch fehlen daran noch einige Daten.– Dein Manuskript, l. Abra-
ham habe ich erhalten und gelesen (es kann vor Heft 4 leider nicht mehr er-
scheinen, Bryan wird also Abzüge erst im Spätherbst haben können).ad London. Ferenczi weiß durch einen Züricher Patienten, daß Monakow
jedenfalls sehr analytisch tut; wie weit das echt ist, kann er nicht beurtei-
len.– Über Jelliffe schreibt Pfister an den Professor, daß dieser (J.) auch
nach Wien kommen werde und fährt fort „Er hat sich mit Jung schlecht vertragen
und wurde von ihm als Freudianer bezeichnet“.– Mir (Rank) kommt es vor als
wäre die Europa-Reise Jelliffes eine Kopie von Tan- nenbaums Einfall in den
Kontinent. – Stekel wurde vom Professor in Gastein gesichtet, ist also schon
zurück, offenbar mit einigen Dollars.Wir sind froh, daß die Frage der amerikanischen Redakteure des Jour-
nal endlich zu einer gewissen [...] gekommen scheint und hoffen, daß Frink die in
ihn gesetzten Erwartungen erfüllen wird.Miss Saxly (not Saxby) werde ich am Schluß ihrer Analyse, Anfang Sept.
auf die Cardiff Gruppe aufmerksam machen. Ich schrieb schon, daß sie auf
eine frühere Anfrage meinerseits erklärte, davon gar nichts gehört zu haben
(sie ist seit 22. Juni fort vom Hause) und auch keinen Menschen in Cardiff
zu kennen, der eine Ahnung von der Analyse habe.Schließlich noch zwei Bemerkungen persönlicher Art: Wie ich vom
Herrn Professor höre, fühlt er sich jetzt in Gastein sehr wohl und erholt sich
zusehends, was wir alle mit großem Vergnügen hören.–Dann eine zweite, unseren l. Freund Ferenczi betreffende traurige
Nachricht, nämlich die vom Tode seiner 81jährigen Mutter, an deren Kranken-
lager er in den letzten Tagen weilte. Wir sprechen ihm unsere wärmste Teil-
nahme aus.Mit herzlichen Grüßen und besten Sommerwünschen
[Rank Freud]