• S.

    Prof. Dr. Freud                           
    Wien, IX. Berggasse 19.

    5.5.09

    Lieber Herr College

    Auf der Laura (von Triest 21 Aug
    war, als mein Bruder sich bei 
    Schenker verwendete, auch nicht 
    ein einziger Platz mehr zu haben. 
    Nach überwundener Enttäuschg 
    habe ich also beim ND Lloyd 
    gemietet; George Washington 
    21 Aug, ein neues stolzes Schiff. 
    Leider müßen wir uns mit In̄en-
    kabinen begnügen; die Außen-
    kabinen sind durchwegs für 2 
    Personen bestim̄t, würden für 
    1 Person mindestens 1000 Mark 
    kosten. Das hat nun die bekan̄ten 
    Nachteile, sonst sind sie gut 
    gelegen, auf dem oberen Salon-
    deck central, in nächster Nähe 
    eines Bades. Preis 600 mk 
    von denen ich 100 für Sie erlegt

  • S.

    habe, u an die ich Sie erst in 
    Bremen mahnen werde. Die 
    Nr sind 182 u 184. Ich ließ mich 
    von der Erwägg leiten, daß 
    Sie sich selbst eine gewiße Ein-
    buße an Luft u Meeres-
    aussicht bei Nacht gefallen lassen würden 
    wenn Sie dafür ungenirt sein 
    können. Ich hoffe, es wird 
    auszuhalten sein.

    Ihre Beiträge füge ich eben 
    in die 3tte Auflage des Alltags-
    lebens ein. Sie gestatten doch 
    volle Namensnennung.

    Meiner Tochter geht es sehr 
    gut. Ich grüße Sie herzlich 
    Ihr Freud

    P.S. Plan des Schiffes folgt unter Kreuzband.

    Bei Brabant, Eva; Falzeder, Ernst; Giamperi-Deutsch, Patrizia (Hg.): Sigmund Freud / Sandor Ferenczi Briefwechsel. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1993-2005. 1993 in Band I/1 (1908 –1911)
    ist vermerkt: 

    „Offene Briefsendung (ohne Kuvert) unter kreuzweiser Verschnürung.“