• S.

                                                             29.XI.12

    Prof. Dr. Freud                           Wien, IX. Berggasse 19.

     

    Lieber Freund

    Ich unterschreibe jedes Wort Ihres Programmes. So werden wir handeln. Ihre kritische Studie über Jungs Libidoarbeit1 soll dafür vorbildlich sein. Anbei der letzte Brief von J[ung]2 zur Bekräftigung meiner Auffassung. Aber Sie wissen, es wird nicht halten. Ich erhielt heute auch Brief von Brill, der über seine3 Aktionen in Amerika berichtet, die ganz seinen bedenklichen und sicher unrichtigen Neuerungen galten.

         Ich bin diese Woche endlich sehr müde, komme noch immer nicht allen Verpflichtungen nach.

         Natürlich ärgere ich mich sehr darüber, daß Ihnen die Reise nach Wien eine Verschlimmerung eingebracht hat.

         Rank ist sehr eifrig, ich bespreche mit ihm, was er wissen will. Die Mappe ist reich und wird wohl etwas für die nächste Nummer übriglassen.

         Glückauf!

                                                                  Ihr

                                                                Freud

     

         1    Siehe 327 F und Anm. 4.

         2    Jung hatte unter anderem geschrieben: "Ich hoffe, daß es mir gelingen wird, von nun an die endlich gewonnene Einsicht zur Richtschnur meines Handelns zu machen" (Freud/Jung, 26.11.1912, Briefwechsel, S. 579f.).

         3    D.h. Jungs.