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S.
Berlin 31.12.20
Nr. 13
Antwort auf L. 122, W. 113
Bp. fehlt.Liebe Freunde,
Entsprechend dem Vorschlag von Jones schreiben wir am 31. und
lassen den nächsten Brief am 10. Jan. folgen. Die Änderung des Inter-
valls wird dieses Mal eine gewisse Störung bewirken, die aber nächs-
tes Mal ausgeglichen sein dürfte. Um die jetzt entstandene Un-
gleichheit der Zählung zu beseitigen, wird es sich empfehlen, mit
dem ersten Brief des neuen Jahres eine neue Zählung (1921, Nr. 1)
zu beginnen. Denn dieses Mal datiert am 21. Dez. London den 12.,
Wien dagegen erst den 11. Bericht.Die guten Wünsche aller erwidern wir nochmals aufs Herzlichste.
Am Jahresschluß darf mit Befriedigung festgestellt werden, daß
die Wahl Berlins als Aufenthaltsort sich für Sachs als günstig er-
wiesen hat, sowohl hinsichtlich seiner Gesundheit als auch sonst.
Eitingon ist inzwischen nach Meran gereist. Ich selbst habe die
Erkrankung überstanden, bin aber noch sehr matt und ruhebedürftig.
Ich danke dem ganzen Kreise für das freundschaftliche Interesse an
meinem Ergehen.!Jones: Die 2 Brüder Glover sind jetzt hier. Ich berichte Nähe-
res, sobald ich die Analysen begonnen habe. – Ob Frau Dr. Herford
sich schon zur Mitgliedschaft eignet, ist schwer zu beurteilen.
In unsern Vereinssitzungen verhielt sie sich ganz inaktiv, zeigte
aber lebhaftes Interesse. Durch ihre eigene Analyse hat sie min-
destens eine Grundlage erworben. Wie weit ihr Urteil über andre
Analysen geht, wird sich wohl erst herausstellen müssen. Auch
weiß ich nicht, welche Ansprüche in Eurer Gruppe gestellt werden.
Am richtigsten dürfte sein, sie zuerst als Gast kennen zu lernen,
ev. einen Vortrag von ihr zu verlangen. (Letzteres allerdings für
Dr. H. etwas schwer ausführbar wegen gewisser Hemmungen). Wir ste-
hen in Berlin auf dem Standpunkt, solche »Outsiders« als Mitglieder
aufzunehmen, wenn nicht besondere Gegengründe vorliegen. Sie sind
dann in gewissem Grade unter unserer Kontrolle. Wir haben z. B. die
Bestimmung getroffen, daß kein Mitglied ohne Genehmigung des
Vereins Vorträge oder Kurse hält. Im Ganzen, glaube ich also, wird
sich die Aufnahme der Frau Dr. H. nach einer Probezeit empfehlen.Was nun die Frage des Kongresses betrifft, so möchten wir
Berliner nicht den Ausschlag geben. Es scheint uns am richtigsten,
wenn die anderen Gruppen bald darüber beschließen werden. Im Haag
war, unter dem glänzenden Eindruck des Kongresses, der Wunsch
nach baldiger Wiederholung allgemein. Wenn die anderen Gruppen jetzt
für 1922 eintreten, so werden wir uns eben fügen müssen. Aber als -
S.
einladende Gruppe können wir den Aufschub jetzt zuerst beschlies-
en. Wenn das Com. allgemein für Verlegung auf 1922 ist und die
anderen Gruppen sich in ihrer Mehrheit im gleichen Sinne entscheiden,
so ist für uns eine einfache Sachlage geschaffen.
Die Gründe für 1921, die ich früher hervorhob, werden hier-
durch nicht aufgehoben. Aber keiner dieser Gründe macht den Kongress
1921 zu einer Notwendigkeit; sie lassen die Abhaltung 1921 nur sehr
wünschenswert erscheinen.Da am letzten Kongreß nur ein Amerikaner teilgenommen hat, so
scheint die Befragung der Amerikaner weniger wichtig. Die andern
Gruppen sollten dagegen zur Beschlußfassung aufgefordert werden.
Wir haben es als erfreuliches Ereignis bereits vermerkt, dass
der Jahrgang der Zeitschr. komplett geworden ist. Nicht minder freuen
uns die vielen andern Fortschritte auf literarischem Gebiet. Ihnen,
lieber Herr Prof., herzlichen Dank für den siebenten „Alltag“! [Vivat
sequentes!]In der peruanischen Revista de Psiquiatría finde ich ein Re-
ferat über Dein Buch, l. Ferenczi (Pathoneur.). Ich zitiere daraus:
„Un nuevo libro de la pluma de este genial clínico psicólogo es
todo un suceso feliz para los cultores de la psiquiatría científica.“
Bist Du damit zufrieden? – Leider zugleich ein neuer Beweis
dafür, daß der Prophet nur außerhalb seines Vaterlandes gilt.Für Mitgliederliste und Vereinsbericht wird Sachs sorgen,
muß allerdings damit auf Liebermanns Rückkehr warten, der auf 14
Tage verreist ist und alle Notizen in Händen hat. Bis zu unsrer
Generalversammlung am 27. Januar wird der gegenwärtige unhaltbare
Betrieb noch dauern müssen. Länger geht es keinesfalls. Ich bitte
Dich, l. Rank, in dieser Sache also noch einmal um Geduld, die mir
selbst auch schwer genug wird.Dieser Brief geht ohne Eitingon’s Mitwirkung ab; er erhält
aber eine Kopie zur Kenntnis.Mit herzlichsten Grüßen und in der Hoffnung, daß unser
Briefwechsel sich weiter zu unser aller Befriedigung gestalten möge,
schließen wir den Jahrgang 1920!Abraham Hanns Sachs
Handschriftlicher Zusatz von Abraham:
An Rank: Bestätigen den Empfang des MS von Delgado!