S.
Berlin, 17. 3. 23
Liebe Freunde,
Zu den praktischen Fragen, welche die Zukunft des Verlages
angehen, können wir nach wie vor keine bestimmte Stellung nehmen, da
sich die Dinge von hier aus nicht überblicken lassen. Daß wir trotzdem
alle auf Verlag und Press bezüglichen Berichte mit Interesse verfolgen,
bedarf wohl keiner Versicherung. Besonders lasen wir mit Freude von
den Neu-Erscheinungen.
Der Brief der Zeitschrift »L’Encéphale« erscheint auch uns als
gutes Zeichen, ebenso die Zuschrift von Romain Rolland (private Mitteilung von Herrn Professor). Auch in der gegenwärtigen Zeit der internationalen Konflikte ist die Psychoanalyse wieder das
einzige Verbindende.
Zum Korresp.-Blatt möchte ich Dir. l. Otto noch sagen, daß ich
die kleinen Sprachfehler im holländischen Bericht absichtlich nicht
korrigiert habe, weil sie nicht sinnstörend waren. Auch in Zukunft möch-
te ich nur unumgänglich nötige Änderungen vornehmen. Die von Dir dem
Bericht zugefügte Mitteilung vom Austritt eines Mitglieds fand ich
nicht am Platze, weil sie erst in das gegenwärtige Quartal fällt.
Das Exemplar des Korrespondenzblattes für das Journal geht gleichzeitig an Dich,
l. Ernest. Die Nachrichten von London über die beiden Glover interes-
sieren mich (A) natürlich lebhaft. Wenn der Jüngere erst über einige
Erfahrungen verfügt, so wird er eine ausgezeichnete Arbeitskraft abgeben.
Seine Fähigkeiten liegen mehr auf dieser Seite als etwa auf dem Gebiet
selbständiger Forschung.
Unsere erste Monatssteuer hat einen Betrag von M. 600.000,- er-
geben.
Unsere Vereinigung hat Frau Melanie Klein (bisher außerordentliches)
zum ordentlichen Mitglied gewählt. Als außerordentliches Mitglied wurden ge-
wählt: Frl. Ada Schott (die für die Poliklinik Kinderanalysen macht) und
cand. med. Rohr, der kürzlich über chinesische Schrift vorgetragen hat.
Für das Sommersemester kündigen wir diesesmal Vorlesungsreihen
an. Von auswärtigen Analytikern sind daran Frau Dr. Deutsch und Radó
beteiligt. Die Vorträge des Letzteren haben im hiesigen Verein großen
Beifall gefunden.
Von unseren Sitzungen ist als erfreulicher Eindruck zu be-
richten, daß das Niveau des ps-a Wissens sich gehoben hat, je strenger
wir in der Zulassung zu den Sitzungen geworden sind. Wenn man davon ab-
sieht, daß wir von früherer Zeit noch 2 ältere, mangelhaft informierte
Mitglieder haben, so ist der gesamte Kreis – meist ca. 30 Teilnehmer
an den Sitzungen – wirklich gut durchgebildet. Alle neueren Mitgl. &
Gäste sind analysiert und durch die Kurse gegangen. Personen, die man-
gelhaft orientiert und an der Psa nicht ernstlich interessiert sind,
haben wir überhaupt nicht mehr unter uns. Infolgedessen ist der Kreis
durchaus homogen und nahezu frei von inneren Gegensätzen.
Mit unseren besten Grüßen
Abraham Sachs