• S.

                                                             14.XI.12

    Prof. Dr. Freud                           Wien, IX. Berggasse 19.

     

    Lieber Freund

    Endlich! Das Blatt wird heißen:

                       Internationale Zeitschrift

                                   für

                         ärztliche Psychoanalyse

    Verlag Heller in Wien, Redakteure Ferenczi und Rank. Es soll am 15. Januar 13 zuerst erscheinen, von da an zweimonatlich, aber in der Gesamtstärke eines Jahrganges vom Zentralblatt. Die Manuskripte für die erste Nummer liegen zum Teil bereit, zum anderen (Jones, Seif1) sind sie noch einzufangen. Wir haben Stekel so viel abgejagt, als wir nur bekommen konnten. Von allen Seiten kamen Zustimmungen zur Übersiedlung, Vorbehalt eigentlich nur bei Silberer.

         Heller hat versprochen, einen neuen, verläßlicheren Drucker zu besorgen. Er wird ein Junktim mit der Imago herstellen, indem er beide zusammen für 25 Mk. abonnieren läßt. Rank übernimmt den Verkehr mit dem Verleger und der Wiener Vereinigung. Die wissenschaftliche Leitung wird bei Ihnen sein. Wir möchten natürlich, daß Sie bereits in der Nr. I mit einem entscheidenden Beitrag vertreten sind, vielleicht mit der Studie über Jungs Arbeit?

         In der nächsten Zeit bitten wir auch um Ihren Besuch in Wien zur definitiven Übernahme und Regelung aller Details. Diesen Sonntag wird es noch zu früh sein. Heller hat bis dahin noch keine Druckerei. Aber in nächster Woche gewiß und noch vor Sonntag, die Zeit drängt.

     

         Jung ist zurück und hat beiliegenden Brief geschickt.2 Er ist soso, ermöglicht jedenfalls die Fortsetzung der Beziehungen. Es tut mir leid, daß ich nicht auf Kopieren meiner Antworten eingerichtet bin wie ein Geschäftsmann.

         Ihre Gesundheit hält jetzt wohl aus?

         Indem ich Ihnen herzlich Glück wünsche zu Ihrer neuen Tätigkeit, Ihnen im Namen der Sache und in meinem für Ihre Bereitschaft danke, sage ich nur: Auf baldiges Wiedersehen.

                                                                  Ihr

                                                                Freud

     

         1    Die von Jones (siehe 339 Fer, Anm. 1) und Seif (>Zur Psychopathologie der Angst<; Zeitschrift, 1913, 1: S. 18-28) gehaltenen Vorträge am Züricher Kongreß für Medizinische Psychologie (siehe 325 F, Anm. 4).

         2    Jung berichtete in seinem Brief vom 11.11.1912 über seine Amerika-Reise, bei der er seinen "von den bisherigen Auffassungen stellenweise abweichenden Ansichten Raum gegeben; ... besonders in punkto der Libidotheorie" (Freud/Jung, Briefwechsel, S. 571).