S.
Berlin, 21. 7. 21
Liebe Freunde,
London ist nicht eingetroffen, von Ferenczi nur eine Karte,
daher nur Wien zu beantworten und Einiges von hier mitzuteilen.
Zum vorigen Brief ist nachzutragen, daß wir zu Freimark keine
Beziehungen haben. Eitingon ist genauer informiert über
ihn und hat ihn auch einmal persönlich kennen gelernt. Nach seiner Ansicht ist
F. ein unklarer, zur Mystik neigender Mensch, dem kein sachliches
Interesse an der PsA zuzutrauen ist.
Dr. Krische ist uns nicht bekannt.
Die Übernahme der Verlagsrechte und Lagerbestände von
Heller ist ein neuer wichtiger Schritt zur Vereinheitlichung des
Verlagswesens. Also können wir dem Verlag wieder einmal gratulieren
und dabei mit Vergnügen feststellen, wie oft der Verlag uns den an-
genehmen Anlaß zur Gratulation gibt!
Hinsichtlich der Lieferung der Zeitschrift und des Journal an die
Poliklinik soll natürlich die in letzter Zeit geübte Praxis beibe-
halten werden. Mir (A) lag nur an der Information, nicht an einer
Änderung.
Dir, l. Ferenczi, zur Nachricht, daß Dr. Michael Balint und
Frau aus Bp. mich aufgesucht haben. Beide wollen sich analysieren
lassen. Voraus- sichtlich wird Sachs nach seiner Rückkehr aus den Ferien
die Sache übernehmen. Ich bemerke für die anderen Kom.-Mitgl., daß es
sich um einen Arzt handelt, der teils aus Interesse, teils wegen
neurot. Beschwerden analysiert sein möchte. Seine Frau ist Studentin
der Nationalökonomie und will ebenfalls analysiert werden, um eine
Grundlage für psychologische Arbeiten zu haben.
Vorige Woche fand eine Zusammenkunft der Mitarbeiter der
Polikl. statt, in welcher Eitingon interessante Mitteilungen über die
Entwicklung des Instituts machte. Näheres wird er bei unserer Herbst-
Zusammenkunft berichten. Hier sei nur erwähnt, daß gegenwärtig
60 Analysen im Gange sind.
Der Verlag Slowo hat sich mit Eitingon bereits in direkte
Verbindung gesetzt wegen der Übersetzung der „Vorlesungen“. Auch
der mit Slowo in Verbindung stehende Verlag „Klal“ hat sich an Eit.
gewandt. Er möchte eine Auswahl von Schriften des Herrn Professor ins
Jiddische übertragen, als Sammlung herausgeben und bittet um Vor-
schläge bezüglich der Auswahl. Eitingon bittet nun Herrn Professor und
Rank um Er-mächtigung zu Verhandlungen bezw. um Vorschläge in dem vom
Verlag gewünschten Sinne.
Ich nehme an, daß der Wiener Vorschlag akzeptiert ist, wonach
im August ein Brief am 1. geschrieben werden soll.
Sachs ist verreist, erhält aber eine Kopie dieses Briefes.
Herzliche Grüße von den beiden Zurückgebliebenen
Abraham Eitingon