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    Berlin, 17. 1. 25

    Liebe Freunde,

    Auch uns geht es so, daß die mit Otto und über ihn gewechselten Briefe
    den wichtigsten Teil unsrer gegenwärtigen Korrespondenz bereits vorweggenommen 
    haben. Zu diesem Hauptpunkt also heute nur die zusammenfassende Bemerkung, 
    daß wir noch in einer gewissen abwartenden Haltung verharren, wie sie uns 
    durch die Umstände geboten erscheint, daß wir uns aber freuen werden, wenn 
    wir recht bald in die Lage versetzt würden, jeden Vorbehalt fallen lassen zu 
    können. Wir hoffen, daß der weitere Verlauf der Dinge auch die letzten 
    Nachwirkungen des Vorgefallenen beseitigen wird. —

    Von hier ist zu berichten, daß Max im Laufe dieser Woche nach Wien fahren 
    wird; bei dieser Gelegenheit wird sich gewiß auch noch vieles im Gespräch
    mit Ihnen, lieber Herr Professor, klären lassen. Übrigens haben wir mit
    größter Freude über die guten Fortschritte in Ihrem Befinden vernommen. Daß 
    Sie den Rundbrief schon am 13. verfaßten, scheint uns auch ein Hinweis auf

  • S.

    Sie den Rundbrief schon am 13. verfaßten, scheint uns auch ein Hinweis auf
    Ihre Arbeitslust und Frische zu sein.

    Von unseren Quartalskursen sei erwähnt, daß Hanns über die Praxis der
    Traumdeutung vor ca. 30 Hörern spricht. Wir haben alles Technische zu seinem
    Spezial-Vortragsgebiet gemacht, um Unberufene vom Lehren dieses schwierigen
    Gegenstandes fernzuhalten. Die von mir (A) gehaltenen Vorträge über Psychologie
    und Pathologie der Phantasietätigkeit haben reichlich 40 Zuhörer.

    In der letzten Sitzung hörten wir den Gastvortrag von Reich (Wien) über
    den triebhaften Charakter, der neben manchem Anfechtbaren auch viel Gutes bot.
    Im Februar erwarten wir Frau Dr. Deutsch zu einem Gastvortrag. Dies scheint der
    beste Weg zu sein, die Beziehungen unter den Gruppen zu pflegen. Aus diesem
    Grunde wäre es auch zu begrüßen, wenn ein Plan von Ophuijsen, mich ein paar
    Vorträge in Holland halten zu lassen, sich verwirklichte.
     

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    Nach privater Nachricht, die Max erhalten hat, ist in Moskau an Stelle von
    Ermakow Wulff Präsident geworden. Wir teilen dies mit, weil es eine Änderung
    auf dem Titelblatt der Zeitschriften erforderlich macht.

    Einen sehr guten Eindruck macht die Probe aus Storfer’s Wörterbuch in
    der letzten Zeitschr. Nur versteht man kaum, wie ein Einzelner das Ganze bewäl-
    tigen will.

    Mit besten Grüßen an alle Empfänger des Briefes

    Sachs   Abraham   Eitingon