• S.

    Berlin 1.7.21

    Liebe Freunde,

    Dieser Brief geht ohne Unterschrift von Eitingon ab, da er 
    verreist ist. Mit der von Wien vorgeschlagenen Einschränkung der 
    Korrespondenz sind wir einverstanden. Zur Verabredung des Näheren wegen 
    der Zusammenkunft wird ev. im August einmal ein Sonderbrief gewechselt 
    werden müssen.

    Sachs wird als stellvertr. Schriftführer einen Bericht über 
    das 1. Halbjahr 1921 an Dich, l. Rank senden, außerdem das Protokoll 
    der Tic-Debatte. (Für Jones: natürlich sollen unsre Diskussionen 
    nirgends anders als im Korrespondenzblatt erscheinen! Und selbst-
    verständlich nur solche, die nach unsrer Meinung die Veröffentlichung 
    verdienen. Nach jeder Diskussion wird Beschluß gefaßt, ob sie publi-
    ziert werden soll.)

    Daß Nachmansohn aus der Schweiz zu unserer Gruppe übergetre-
    ten ist, meldete ich wohl schon. Adresse: Göttingen, Plauckstraße 18. 
    Neu aufgenommen haben wir Frau Dr. Happel. Sie läßt sich, nachdem sie 
    von Sachs analysiert ist & meine Kurse gehört, auch lange Zeit an 
    unsren Sitzungen teilgenommen hat, in Frankfurt a. M. nieder (Leerbach-
    straße 39). Für Rank: sie hat diesen Jahrg. der Z. bei Heller abonniert 
    und kommt für den direkten Bezug der beiden Z. als Mitglied erst vom 
    1. Januar an in Betracht.– Wir können Frau Dr. H. für Zuweisung von Ana-
    lysen empfehlen, zumal Landauer in Fr[ankfurt] keine eigentlich analyt. Praxis 
    zu betreiben scheint.

    Das I. Halbjahr schließt für uns erfreulich ab! Wir haben in 
    26 Wochen 22 Sitzungen gehabt, was wohl einen Rekord darstellt. Aber 
    auch die Qualität des Geleisteten bessert sich, wie schon letztes Mal 
    erwähnt. Die wissenschaftl. Produktivität erreicht allerdings nicht 
    das Niveau von Budapest, es ist eben nicht jedem Gruppenleiter gegeben, 
    dieselbe anregende Wirkung auf die Jüngeren auszuüben wie Du, l. Feren-
    czi es kannst.

    Ad London: Auch wir meinen, die neuen Vereine in England 
    müssen in irgend ein Verhältnis zu unsrer Organisation treten. Wäre 
    es nicht möglich, daß die Londoner Gruppe nach Newcastle einen Ver-
    treter entsendet, der dort den Ärzten einige Vorträge hält, woraus 
    sie vor allem ersehen sollen, was ihnen fehlt, und daß sie des An-
    schlusses an uns bedürfen? Etwas Ähnliches müßte auch für die Lehrer-
    Vereinigung geschehen.– Die Frage der Laien-PsA ist nicht so einfach! 
    Sicher ist es gut, daß die nichtärztlichen Helferinnen der Brunsw.–
    Clinic bald alle analysiert sein werden, weit besser, als wenn sie 
    unanalysiert arbeiten würden! Aber wenn das Institut von der L[ondoner] Gruppe nicht 
    übernommen wird, so ist zu befürchten, daß die Nichtärzte die Ärzte 
    an Zahl stark übertreffen werden, und das ist vielleicht nicht gut. 

  • S.

    Rank hat zwar Recht, daß wir die nichtärztlichen Analytiker brauchen. 
    Auf wissenschaftlichem Gebiet selbstverständlich! In der Praxis ist 
    die Frage anders. Du, l. Rank darfst Dich und einige andere, die 
    die glänzendste direkte Schulung in Wien empfangen haben, nicht mit der 
    größeren Zahl derer gleichsetzen, die eine Dreiwochen-Analyse bei 
    Pfister durchgemacht haben.

    Ad Wien: Die Reklame des Verlages in Oberammergau vervoll-
    ständigt den Eindruck des Briefes von Junker.–

    Von einem Arzt Namens Krüche (?) in Lichterfelde ist hier 
    nichts bekannt. Sollte er etwa identisch sein mit einem Arzt namens 
    Künkel, der mir vor längerer Zeit mitteilte, er wolle in München Kurse 
    über PsA halten? Er bezeichnete sich als Autodidaktiker.

    Jeder neue Brief nötigt uns wieder Bewunderung für das erfolg-
    reiche Wirken des Verlages ab. Möge auch die neue Poliklinik, wenn sie 
    gegründet wird, eine solche Rührigkeit entfalten!

    Mit unseren besten Grüßen

    Abraham                          Sachs

     

    Wir schlagen vor, daß im nächsten Brief alle ihre Ferienadressen 
    angeben!