• S.

    Wien, am 15. III. 22

    Liebe Freunde!

    Wie ich bereits kurz auf einer Karte mitgeteilt habe,
    beschlossen wir bei unserer letzten Besprechung, den Vor-
    schlag zu machen, daß die Rundbriefe auf zwei im Monat ein-
    geschränkt werden sollten; wenigstens vorläufig, selbstverständ-
    lich aber mit Durchbrechung dieses Prinzips in dringenden 
    Angelegenheiten. Zu diesem Vorschlag bewog uns die Tatsache, daß 
    wir die Termine unserer Zusammenkunft nur sehr schwer mit den 
    Terminen der Briefe in Einklang bringen können und daß ich 
    (Rank) in den nächsten Monaten so stark in Anspruch genommen 
    bin, daß ich wirklich nur am Sonntag dazu komme, den Brief zu 
    schreiben (den ich natürlich nicht im Büro diktieren kann).
    Wir glauben nicht, daß der Zweck der Briefe durch diese Ver-
    längerung des Intervalls leiden wird und versprechen jeden-
    falls die 14tägigen Schreiben umso ausführlicher zu halten.
    Inzwischen hat ja Jones den gleichen Vorschlag in seinem letz-
    ten Brief gemacht und wir hoffen, daß auch Berlin und Budapest 
    zustimmen werden.

    Gleichzeitig habe ich auf der Karte die erfreuliche 
    Mitteilung machen können, daß der Verlag seit Anfang des Mo-
    nats bereits in seinen neuen, nach jeder Hinsicht befriedigen-
    den Lokal arbeitet (Adresse: III. Andreasgasse 3). Wir sind jetzt 
    intensiv mit der Einrichtung und Neuorganisation beschäftigt, 
    hoffen aber, im Laufe dieses Monats ganz fertig zu sein.

    Infolge des Ausfalles unseres Briefes vom 11. d. M. haben
    wir heute auf zwei Rundbriefe zugleich zu antworten.

    Berlin: Auch wir gratulieren zum zweijährigen Bestand der
    Poliklinik, befinden uns aber im Fall der Behörde, welche die
    Existenz des Kindes erst mit dem Geburtsschein beginnt.

    Der russische Verleger, über den Du mir, l. Eitingon, 
    auch privatim berichtet hast, hat sich bis jetzt noch nicht 
    gemeldet. – Das überfällige Exemplar der Kriegsneurosen in Engl. 
    bitten wir Dich, l. Abraham, an die Vereinsbibliothek abzugeben.
    Den Nachtrag zur Spinnensymbolik habe ich erhalten.

    Was die Kongreßfrage betrifft, so möchten wir unserer
    Befriedigung darüber Ausdruck geben, daß meritorisch auch Budapest 
    und London mit unserer Stellungnahme zu den Berliner Vorschlägen 
    übereinstimmen. In punkto Kostenfrage sind wir mit dem Berliner 
    Standpunkt einverstanden, daß gespart werden soll und 
    freuen uns im übrigen, daß die Zentralkasse auch diesmal, wie 
    beim vorigen Kongreß, die Hauptkosten bestreiten kann. Natür-
    lich ist der Professor bereit, aus dem alten ungarischen Fond 
    mit entsprechenden Mitteln einzuspringen, falls es nötig sein
    sollte.

  • S.

    Budapest. Das Paralyse-Manuskript geht diese Woche in die
    Druckerei und muß sehr rasch gedruckt werden, da die Typen
    für die Zeitschrift benötigt werden. Ich ersuche Dich jetzt
    schon, l. Ferenczi, die Korrektur möglichst umgehend immer
    zu erledigen und auch Dr. Hollós dazu zu veranlassen. Über
    den Inhalt der Arbeit hat mir ja der Professor schon sei-
    nerzeit gesagt, daß er sie für einen bedeutsamen Fortschritt
    hält.

    Was Dick betrifft, so möchte ich Dir, l. Ferenczi, in Erin-
    nerung bringen, daß ich Dir ausdrücklich hier erklärt habe,
    daß der Vertrag mit Dick absolut unter keiner Bedingung in
    der Form in Verbindung tritt, daß er durch Dich (der wie er 
    es zu tun pflegt doch einen anderen Dritten) dem Verlag 
    irgend etwas sagen oder anbieten läßt, um selbst sich nicht 
    rühren zu müssen und nichts Schriftliches aus der Hand zu 
    geben. Erst im vorigen Jahr hat er uns durch Kolnai „sagen“ 
    lassen, daß er dessen auch erwarten möchte, wir mögen ihm 
    unsere Bedingungen mitteilen. Dies taten wir, und er ließ 
    nichts mehr von sich hören. Als wir dann durch Kolnai anfra-
    gen ließen, erklärte er unseren Brief nicht erhalten zu ha-
    ben. Darauf ließ ich ihm sagen, daß er das einfach hätte 
    durch eine Karte schreiben müssen, damit wir unseren Brief wie-
    derholen. Bis heute haben wir nicht weiter von ihm gehört; 
    wenn wir überhaupt mit Dick unterhandeln, so geschieht es nur 
    so, daß er selbst, persönlich und eigenhändig sich be-
    mühen muß, bei uns anzufragen, und zwar nur mittels eingeschrie-
    benen Briefes (anders kann man mit einem Menschen nicht korres-
    pondieren, der mit verlorenen Briefen arbeitet). Wir werden ihm 
    darauf eingeschrieben antworten und ihm einen kurzen Termin 
    für eine Antwort stellen. Dies ist die einzige Art, in der 
    wir überhaupt noch mit Dick verkehren. Am liebsten möchten 
    wir jedoch gar nichts mehr zu tun haben mit ihm und bedauern 
    nur, daß Du, l. Ferenczi, leider unseren Standpunkt in dieser 
    Sache nicht teilst, sonst hätten wir es schon lange abge-
    lehnt, mit einem solchen Schwein, wie Dick es ist, überhaupt 
    zu verkehren. Ich bemerke, daß hier, trotz der scharfen 
    Sprache, die ich führe, keine affektiven Momente im Spiele 
    sind, sondern nur sachliche Erwägungen, deren Wichtigkeit 
    mir Du, l. Ferenczi, bestätigt hast, da Du ja mit Dick 
    die schlechtesten Erfahrungen gemacht hast und von ihm 
    dieselbe Meinung hast. Unter diesen Umständen können wir es 
    nicht verstehen, daß Du immer noch nicht die Hoffnung aufge-
    geben hast, mit ihm zu paktieren, anstatt alle Brücken – so-
    weit es augenblicklich wegen Deiner Verträge mit ihm geht – 
    abzubrechen und es auf einen offenen Kampf mit ihm ankommen 
    zu lassen. Diesem Kampf auf verlegerischem Gebiet fühlt 
    sich der Verlag vollkommen gewachsen, insbesondere seit wir durch 
    das eigene Lokal die nötige Expansionsmöglichkeit haben und 
    in Storfer einen so geschickten ungarischen Mitarbeiter ha-
    ben. Wenn wir also jetzt ernstlicher als je daran denken, die 
    ungarische Abteilung des Verlages auszugestalten, so geschieht 
    es, abgesehen von all diesen Begrenzungen auch aus einer Tat-

  • S.

    sache heraus, die ich für entscheidend halte: nämlich daß  
    wir in der ungarischen Gruppe eine literarische Organisation  
    von so ausgezeichneter Qualität besitzen, daß es leichtsinn-
    ige Verschwendung wäre, diesen Apparat in den Dienst von Dick 
    zu stellen. Ich meine damit, daß der größte und beste Teil 
    der ungarischen Übersetzer unserer Gruppe angehört und 
    wir in Ferenczi selbst für einen literarischen Führer haben, 
    brauche ich ja nicht erst auseinanderzusetzen. Alle diese 
    wertvollen, ja einzigartigen Arbeitskräfte haben wir bisher 
    in den Dienst dieses Ausbeuters gestellt, der in Budapest of-
    fenbar eine ähnliche Rolle spielte wie hier in Wien Heller, 
    welcher gleichfalls irgend ein Interesse an der Psa. vorgab, 
    um zu sehen, was sich daran verdienen ließe, der aber seine 
    Unzuverlässigkeit gerade in der Zeit der Schwierigkeiten 
    verriet. – Mit Dick ist es ja ganz ähnlich ergangen. Und wie es 
    einer der Hauptgründe für die Gründung des Verlages war, die 
    psychoanalytische Literatur von der Geschäftskonjunktur ausbeuterischer 
    Verleger zu befreien, so halte ich es für ein Gebot der Politik 
    gegenüber der ungarischen Gruppe und auch Dir gegenüber, l. 
    Ferenczi, den Dick von unserer Sache möglichst zu trennen. 
    Ich weiß sehr wohl, daß ich dabei Deine Motive in Rücksicht ge-
    zogen habe, aber ich kann wie ich gesagt habe, nur finden, daß Du da 
    eine Vogelstraußpolitik treibst, mit der man je früher je  

    eher ein Ende machen sollte. Deine Argumente gegen die  
    von Wien aus edierten ungarischen Bücher sind absolut nicht 
    stichhaltig, sie beziehen sich ja nur auf Emigranten-  
    literatur u. außerdem ist Budapest vom buchhändlerischen  
    Standpunkt immer noch ein Teil der alten Monarchie, (was nicht 
    nur das Weiterbestehen der alten österr.-ungarischen  Buchhändler-
    organisation beweist, die nach wie vor in Leipzig ihren  
    Hauptumsatzplatz hat. d.h. daß wir – sofern der ungar.  
    Buchhändler nicht versagt – zum Vertrieb der ungarischen  
    Bücher gar kein Budapester Buchhändler brauchen, sondern dies 
    gut von unserem Leipziger Hauptlager aus machen können. 
    Ich bin also entschieden dagegen, mit Dick etwas anzufangen 
    und würde dies nur unter einem unwiderstehlichen 
    Druck contre coeur et contre reison tun. Im Übrigen habe habe ich Dir, l.  
    Ferenczi, bei Deiner letzten Anwesenheit hier einen Ter-
    min für Dick gestellt, der glaube ich am 1. III. abgelaufen ist 
    u. habe Dich auch damals schon ausdrücklich erklärt, daß 
    wir mit ihm nur direkt verkehren. Da dies nicht erfolgte, 
    halten wir uns auch nicht mehr gebunden und behalten

  • S.

    uns selbstverständlich vor, einen event. Vorschlag von ihm  
    auch ablehnend zu beantworten. Du hast es ja in dieser Sache  
    besonders günstig, indem Du ihm erklären kannst, daß der Ver-  
    lag als Ges.m.b.H. auch Deine Vorschläge in der Vermittlerrolle  
    ablehnen kann und hast so ihm gegenüber Deine Pflicht in der  
    Vermittlerrolle erfüllt, ohne daß er Dich für die Resultate verantworlich  
    machen kann. –  

    Was Bose, den Vorsitzenden der indischen Gruppe betrifft,  
    so hat er sich durch sein Buch über Repression in der be-  
    sten Weise eingeführt.  

    London: Vor allem unseren herzlichsten Glückwunsch,  l. 
    Ernest, zu dem neuen analytischen Weltbürger und die besten  
    aufrichtigsten Wün- sche für Mutter und Kind. – Wir haben uns  
    diesmal, auch abgesehen von der erfreulichen Nachricht, mit  
    Deinem ganzen Brief sehr gefreut, der eine ausgezeichnete  
    Stimmung verrät, was allerdings nicht verwunderlich ist.  

    Dr. Mourgue sandte sein Referat über die frz. Vorlesun-  
    gen im L’Encephale, das seine volle Zustimmung zeigt.  

    Miss Downley, die Übersetzerin des amerikanischen Leon-
    ardo, rechtfertigte in einem Briefe an den Professor ihre und  
    Stanley Halls gute Absichten bei der Übersetzung und be-  
    hauptet, daß Moffart Yard s. Z. die Sache erledigt hätte. 
    Außerdem kam dieser Tage zufällig die englische Ausgabe des  
    Leonardo in unsere Hand und hat uns vom Standpunkt der  
    Herstellungstechnik einfach entsetzt. Es ist kein neuer Druck des 
    Buches, sondern ein Reproduktionsverfahren, das sog. Manual, 
    in Deutschland erfunden, und wo es ausgezeichnet ausge-
    führt wird, so daß es von dem wirklichen Druck nur für den 
    Fachmann zu unterscheiden ist. Diese englische Ausgabe ist  
    aber vollkommen verdorben, und ich kann mich nur wundern, 
    daß diese englische Firma den Mut hat, dies auf den Markt 
    zu bringen. Jede Seite sieht anders aus, an vielen Stellen 
    sehen die Worte wie mit der Hand geschrieben aus etc. etc.  
    Daß in der Vorrede betont wird, daß es sich um einen Manual-  
    druck handelt, möchte ich Dich, l. Ernest bitten, gelegent-
    lich einer Anzeige im Journal darauf aufmerksam zu machen, 
    daß dies ein vollkommen verunglückter Janusdruck ist, der mit 
    der gelungenen nicht identifizierbar werden darf. –  

    Dem von Dir angekündigten Manuskript erwarten wir; es  
    ist bisher noch nicht angekommen. Auch Mr. Armstrong hat sich  
    bis jetzt nicht gemeldet, läßt der Professor Dir sagen.  
    Auch wir würden uns freuen, wenn Abraham sich entschließen  
    würde, seinen Wiener Vortrag zu Papier zu bringen. Was die 
    Besprechung von Sadgers Buch betrifft, so hätten wir eventuell 
    nichts gegen Boehm, würden es aber vorziehen,  die Besprech-
    ung aus dem engl. Journal zu übersetzen und fragen deshalb 
    an, wer das Buch fürs J. besprechen soll? – Was die Frage der 
    Sammlung kl. Schr. betrifft, so möchten wir Dich, l. Ernest, da-
    ran erinnern, daß Du uns noch eine Antwort schuldig bist 
    auf unsere letzten Vorschläge und Mitteilungen. Nachdem jetzt 
    die Krankengeschichten als erster Band wegfallen und 
    wir auch genügend Schrift frei haben, möchten wir gerne 
    hören, ob Du jetzt einen anderen Band
     

  • S.

    fertig machen läßt, denn damit, daß wir uns über die Sa-  
    che ausgesprochen haben, ist sie ja nicht erledigt und es  
    muß jetzt erst etwas getan werden und wir möchten Dich  
    also fragen, was Du jetzt – nachdem die Schwierigkeiten  
    von unserer Seite beseitigt sind – zu tun gedenkst, damit  
    möglichst bald ein Band erscheinen kann. – Ich kann Dir  
    bei dieser Gelegenheit mitteilen, daß das Buch von Róheim  
    nach dem Urteil Rickmans, noch sehr lange nicht druckfertig  
    sein wird.  

    Was Deinen Standpunkt zu den Kongreßfragen betrifft,  
    so entscheidet Dein sehr treffendes Argument, daß die Mit-  
    glieder das Recht haben, den Kongreß für ihren Beitrag zu  
    besuchen, die ganze Frage endgültig gegen den Berliner Vor-  
    schlag. Daß die Zentralkasse zuviel Geld hat, soll nicht  
    Deine größte Sorge sein. Wir würden uns an Deiner Stelle  
    an das gute englische Sprichwort von den sleeping dogs  
    halten! – Auch mit dem Vorschlag der Komiteesitzung nach  
    dem Kongreß sind wir einverstanden. Ebenso mit Deiner Stel-  
    lungnahme zu der indischen Gruppe.  

    Was Miss Harborn betrifft, so hat sie bei mir vier Mo-  
    nate Analyse gemacht, dabei sicher etwas gelernt, ohne in 
    ihrer Analyse sehr weit zu kommen. Sie ist auch dazu schon  
    etwas zu alt. Im übrigen hat sie ein ganz gutes Verständ-  
    nis, obwohl ihre Intelligenz nicht hervorragend ist. Aber sie 
    ist ein sehr ehrlicher, hochanständiger und verlässlicher 
    Charakter. Ihr Männlichkeitskomplex (Polizei) sitzt 
    nicht sehr tief und wurde auch von der Analyse ziemlich  
    angekratzt. Sie hat übrigens die Absicht, im Herbst wieder  
    nach Wien zu kommen. Ich glaube nicht, daß man sie zurückwei-  
    sen kann und soll.  

    Der Vorschlag, das Korrespondenzblatt über Flügel gehen  
    zu lassen ist ja wohl gemeinsam akzeptiert worden. Im Inter-  
    esse der Redaktion möchte ich nur einen früheren Vorschlag  
    nochmals wiederholen: nämlich, daß uns gleichzeitig von den  
    Gruppen ein Duplikat geschickt werden möge, damit wir es  
    entsprechend früher für die Zeitschrift vorbereiten können.  
    So ist, glaube ich, beiden Teilen am besten gedient.  

    Wir sind sehr damit einverstanden, daß die Einladungen  
    nach Peru, Amerika und Indien zum Kongreß möglichst bald  
    erfolgen. Ebenso auch Deiner Ansicht, l. Ernest, daß gewisse  
    Franzosen erst mehr Interesse zeigen müssen, bevor wir sie  
    einladen. Die Daten des Kongresses sollten auch möglichst  
    bald in der Zeitschrift veröffentlicht werden. Heft 1 der  
    Zeitschrift soll pünktlich am 1. April erscheinen. – Sobald die  
    Arbeit Ferenczi-Hollós gesetzt wird, erhältst Du eine  
    Korrektur. Inliegend ein Ausschnitt über einen Vortrag  
    von William Brown über die Funktion des Traumes; er macht die  
    Entdeckung, daß der Traum der Hüter des Schlafes sei. Sollte  
    man nicht im Journal darauf hinweisen, daß diese Entdeckung  
    nicht neu sei? Wie ist es ferner mit Psyche und Eros? Es wurde im 
    Journal noch mit keinem Wort erwähnt, während es uns doch 
    nicht unwichtig scheint, ständig darüber zu referieren, um
     

  • S.

    einerseits darauf hinzuweisen, daß die ganze Richtung  
    doch vollständig von uns abhängig ist, sozusagen von uns  
    lebt, andererseits doch auf die zahlreichen Unrichtigkeiten,  
    Mißverständnisse und bewußten Entstellungen aufmerksam  
    zu machen. Sie würden sich doch nicht so viel Unsinn erlau-
    ben, wenn sie wissen werden, daß sie ständig kritisiert wer-  
    den. – Das Buch von Forsyth über die Technik der Psychoanalyse findet 
    der Professor recht gut; die Besprechung darüber habe ich 
    an Hiller weitergeleitet. –  

    Die Sokolnicka ist seit vielen Jahren Mitglied der Wie-  
    ner Gruppe. Den Zusammenhang von England–Seelenland–Mutter  
    habe ich in der Lohengrinsage berührt.  

    Schließlich noch einige Nachträge zu unserem ei-  
    genen Brief. Es hat sich wieder eine Chance ergeben,  
    die Idee der Poliklinik in Wien zu verwirklichen 
    und es finden derzeit Unterhandlungen der Vereinigung  
    zur Erlangung eines bestimmten, sehr passenden xxxxx  
    Lokales statt, die, wie wir hören, günstig stehen sollen.  
    Wir werden darüber weiter berichten.  

    Payot bewirbt sich um die Übersetzungsrechte der  
    Sammlung kl. Schriften z[ur] Neurosenlehre.  

    In unserer letzten Sitzung machten wir – zum ersten-  
    mal von der neuen Einrichtung Gebrauch, einmal im Mo-  
    nat den halben Abend unter strengem Ausschluß von Gäst-  
    ten den geschäftlichen Angelegenheiten zu widmen. Bei die-
    ser Gelegenheit wurde auch über das Aufnahmegesuch eines  
    Dr. Bychowski verhandelt, der vor längerer Zeit aus der  
    Schweiz nach Wien gekommen war, an den Sitzungen teilgenommen 
    hatte und sich dann einer dreimonatigen Analyse hier unter-
    zogen hatte. Mit Rücksicht darauf, daß er beabsichtigt, sich  
    bald dauernd in Warschau niederzulassen (wo sein Vater ein  
    Psychiater ist), haben wir von seiner Aufnahme vorläufig Ab-  
    stand genommen und ihm vorgeschlagen, weiter ständiger Gast  
    bei uns zu bleiben. Wir konnten uns nicht entschließen, so-  
    zusagen für seine ferne Tätigkeit in Warschau die Garantie  
    zu übernehmen, ehe wir nicht positive Leistungen von ihm  
    gesehen hatten.  

    Schließlich noch eine persönliche Angelegenheit. Dei-  
    ne freundliche Einladung, l. Abraham, uns für die Zeit des  
    Kongresses bei Dir aufzunehmen, nehmen wir gerne mit bestem  
    Danke an und bitten Dich, auch Deiner Frau für diese lieben  
    würdigkeit unsern Dank zu sagen.  

    Mit herzlichen Grüssen