S.

Wien, am 3. Februar 1924

Liebe Freunde!

Diesmal ist nichts besonderes zu berichten. Auch die Verlags-
arbeit hat nach dem großen Weihnachtsschub, der alle unsere Kräfte in
Anspruch genommen hat, etwas nachgelassen. Trotzdem hoffen wir bis zu
Ostern wieder einiges herauszubringen, insbesondere die ersten Bände
der Gesamtausgabe, wovon bereits drei Bände nahezu fertiggestellt sind.

Die erste Nummer der Zeitschrift erscheint noch im Februar, die
erste Imago-Nummer zu Ostern. Da wir für Imago die Ausgabe von Spezial-
heften auch weiterhin  pflegen wollen, so wäre es uns wertvoll, von Vor-
trägen, die in den Ortsgruppen gehalten werden und die sich zur Publi-
kation in Imago eignen, so bald als möglich Mitteilung zu erhalten, da-
mit wir das Material für Sondernummern entsprechend einteilen können. 
Ohne eine solche Unterstützung der Ortsgruppen wird es sonst redaktionell 
kaum möglich, Sondernummern vorzubereiten, die wir jedoch für den Weiterbe-
stand von Imago für sehr wichtig halten. Dasselbe gilt auch für die Kon-
greßvorträge, deren Titel wir daher möglichst bald kennen lernen möchten, 
damit wir auch daraus ein Bild für die zu erwartende Ausbeute für Imago 
gewinnen. – Im Laufe dieses Jahres könnte, soweit wir jetzt sehen, evtl. eine 
soziologisch-ethnologische Nummer zustande kommen. (Ich erinnere mich dabei 
an einen Vortrag von Frau Dr. Benedek über gewisse Formen der Gesellsch-
afts-Organisation und möchte fragen, ob dieser Beitrag brauchbar wäre? Ebenso 
fällt ein Artikel ein, den Jones für das „Journal of abn. Psychology“ über 
Psa und Soziologie schreiben wollte, dessen Übersetzung wir ev. bringen 
könnten. Ferner möchte ich bei dieser Gelegenheit gleich fragen, an wen 
sich der Verlag zu wenden hat wegen des event. Übersetzungsrechtes der 
in London gehaltenen Vorträge über Psa und Soz., die in englischer Spra-
che publiziert werden sollen?)

Dieser Tage ist ein neuerlich veränderter Vertrags-Entwurf zwischen
Verlag und Press nach London gegangen, der hoffentlich schon zur Unter-
schrift reif sein wird. Wenn die Unterhandlungen solange dauern, so muß 
die Press dafür nicht den Verlag verantwortlich machen, sondern auch 
ihren eigenen Unterhändler, der nach monatelanger dickleibiger Korrespon-
denz noch die primitivsten Grundlagen des Vertrages in Diskussion zie-
hen möchte. –

Ob s. Z. die Freiexemplare der „Essays“ an die Komiteemitglieder ver-
sand worden, kann ich heute nicht mehr feststellen; es scheint mir jeden-
falls einfacher, wenn jeder sich äußert, ob er das Buch erhalten hat (ich
selbst habe ein Expl.). Im Übrigen liegen dem heutigen Rundbrief, wie un-
serer ganzen Korrespondenz in letzter Zeit, rote Zettel bei, die ich drin-
gendst zu beachten bitte.

Mit besten Grüßen
[Freud/Rank]