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[Briefkopf III Berlin] 17. II. 11.
Lieber Herr Professor,
Herzlichen Dank für Brief und Karten. Ihre Mitteilungen über Fließ waren mir sehr willkommen. Ich werde mit ihm in Verbindung treten und dabei die nötige Vorsicht walten lassen. Den Ziehen-Bericht habe ich kürzlich von dem Kollegen Maier aus Zürich erhalten, der hier war, die Klinik besuchte und abends in unsrer Sitzung die Geschichte zum besten gab. Da ich also nicht Ohrenzeuge war, so kann ich für den Wortlaut nicht einstehen. Ich werde Maier noch einmal brieflich danach fragen, und dann wird der Publikation nichts mehr im Wege stehen. Übrigens sehe ich, daß wir den Gegnern in letzter Zeit etwas anders gegenüber
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treten. Ihre »Wilde Psychoanalyse,« dann Bleulers Abwehr, Jungs Bemerkungen zu Mendel – das bedeutet doch ein Heraustreten aus der Reserve. Wenn es nur weiter mit solcher Vorsicht geschieht, wird es eher nützen als schaden. Ich hatte sehr viel Mühe, um Frl. Dr. Rosenthals Manuskript in lesbares Deutsch zu übersetzen (sie ist Russin). In einigen Tagen wird es wohl fertig sein. Ich glaube jetzt selbst, daß es sich am besten für das Zentralblatt eignen wird. Lasen Sie, daß Segantinis Sohn Mario wegen Schwindeleien in Berlin verhaftet worden ist? Ein andrer desertierte vor einigen Jahren vom Militär und erschoß sich dann. Der dritte ist ein Tagedieb. Einzig die Tochter scheint etwas zu taugen. Es ist merkwürdig, daß den Söhnen die Sublimierungsfähigkeit des Vaters ganz abgeht. Mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus,
Ihr Abraham
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