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S.
[Briefkopf III Berlin] 27. 9. 13.
Lieber Herr Professor,
Ich muß Ihnen besonders danken, daß Sie mir von Rom so ausführlich geschrieben haben. Zugleich will ich meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß Rom Ihnen und – Ihrem Bericht nach – auch der Psychoanalyse so viel gegeben hat. Bei Eintreffen dieses Briefes sind Sie gewiß gerade wieder bei den Penaten angelangt. Die Arbeit läuft schon ganz wie immer im zehnstündigen Turnus; ich hoffe, die neuen Kollegen bald mit einigen Patienten versorgen zu können. Gestern hatten wir unsre erste Sitzung; ich re- ferierte über München, dann wurde über das Schisma diskutiert. Für unsre kleine Gruppe erfreulich ist, daß Juliusburger sich uns wieder zuwendet. Ich glaube, er wird Stekel keine Beiträge mehr geben. Es scheint, daß das Leben innerhalb der Gruppe sich diesen Winter heben wird. Durch die »Ärztliche Gesellschaft für Sexualwissenschaft« bekommen wir mehr und mehr Kontakt mit einem weiteren Kreis von Ärzten. Koerber und Juliusburger sind im Vorstand; wir beteiligen uns lebhaft an den Diskussionen und Vorträgen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Moll eine Konkurrenzgesellschaft zu gründen versucht und dafür
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S.
Löwenfeld als Vorspann nehmen will. Vermutlich wird man nun auch an Sie herantreten. Ich erwähne es, weil Sie mich früher einmal vor Moll gewarnt haben. Wenn Sie sich eine heitere Stunde verschaffen wollen, lieber Herr Professor, so lesen Sie unbedingt die letzte Nummer des Zentralblatts! (besonders Birstein). Im übrigen wünsche ich Ihnen für dieses Mal nur einen durch verkürzte Arbeitszeit erleichterten Winter! Ich füge, auch namens meiner Frau, herzliche Grüße für Sie und die Ihrigen alle hinzu! Ihr ergebener Abraham
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