• S.

    [Briefkopf III Berlin] 14. V. 11.

    Lieber Herr Professor,

    Vor vier Wochen gratulierten Sie mir zu Segantinis Geburt. Ich gelangte aber erst vor wenigen Tagen in den Besitz der Exemplare, deren eines Sie inzwischen erhalten haben werden. Ich danke Ihnen herzlich für die Korrekturbogen. Leider bin ich noch nicht zum ruhigen Genuß der beiden Arbeiten gelangt, aber schon die kursorische Lektüre hat mich ganz besonders erfreut. Die Aufstellung der zwei Prinzipien wirkt in seltenem Maße klärend und fördernd; für das Verständnis der Entwicklungsgeschichte der Libido scheint sie mir unentbehrlich. Wenn ich die Arbeit nochmals gelesen habe, möchte ich mich genauer dazu äußern. Die Schreber-Analyse und die Weiterentwicklung der Paranoia-Lehre sind 

  • S.

    Ihnen wundervoll gelungen. Vieles in dieser Arbeit möchte ich gern mit Ihnen näher erörtern. Könnten Sie mir im Herbst unmittelbar vor oder nach dem Kongreß vielleicht ein wenig Zeit reservieren? Es hat sich so vieles angesammelt, was sich brieflich schwer besprechen läßt. – Ich will nicht versäumen, Ihnen für den Lust-Nebengewinn zu danken, den ich aus mehreren Anmerkungen gezogen habe! Seit kurzem behandle ich die Dame – Frl. Eibenschütz –, die sie freundlichst an mich gewiesen haben. Die eigentümliche Sprech-Angst hat eine sehr interessante Ätiologie. Nach meiner Rückkehr aus den kurzen Osterferien hat sich die Praxis sehr schnell wieder gehoben; die Analysen nehmen mich von früh bis spät in Anspruch. Wenn Ihre Zeit es erlaubt, möchte 

  • S.

    ich Sie bitten, mir gelegentlich eine Stelle in den »Drei Abhandlungen« mit ein paar Worten zu kommentieren, nämlich den letzten Absatz der zweiten Abhandlung (»Die nämlichen Wege« etc.). Ich wurde kürzlich deswegen interpelliert und konnte selbst auf die Frage keine befriedigende Antwort geben. Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr ergebener Karl Abraham