Nordwijk aan Zee, 29. 7. 1913

Lieber Herr Professor,

Nachdem mir Eitingon Ihre Meinung betr. Ihren etwaigen Vortrag mitgeteilt hatte, habe ich mich an Jung gewandt, um seine Absichten bezüglich der Diskussion zu erfahren. Ich erinnerte ihn daran, daß wir schon in München davon gesprochen hätten, eventuell nur über das Hauptreferat, nicht aber über die Einzelvorträge zu diskutieren. Die soeben eingetroffene Antwort füge ich Ihnen bei. Leider entspricht sie nicht Ihren Wünschen. Aber ich meine, das brauchte nicht ausschlaggebend zu sein. Wir haben doch am 6. September unsre Vorbesprechung. Es wäre doch so einfach, wenn einer oder zwei von uns die etwa nötige Replik auf unliebsame Diskussionsbemerkungen übernähmen, damit Sie sich damit gar nicht abzugeben hätten! Sie brauchten dann höchstens ein kurzes Schlußwort zu sprechen. Ich hoffe, Sie sind doch bereit, durch einen Vortrag den Kongreß erst zum Kongreß zu machen. 

Ich mag Sie, lieber Herr Professor, nicht mit viel weiteren Worten bitten, es zu tun. Nur daran möchte ich Sie erinnern, daß dieses Mal voraussichtlich ziemlich viel junger Nachwuchs zum Kongreß kommen wird. Der Kongreß würde seine beste werbende Kraft einbüßen, wenn Sie als stummer Zuhörer dabei wären. Ich hoffe, Sie und die Ihrigen fühlen sich dort recht wohl; jetzt sind Sie auch wohl vom Wetter mehr als im Anfang begünstigt. Wir sind hier vorzüglich aufgehoben; die nächsten Wochen sollen zum Teil der Erholung an der See, zum Teil dem Besuch der alten Städte dienen.
Mit herzlichen Grüßen für Sie und die Ihrigen, auch von meiner Frau,
Ihr ergebener Abraham

Beilage [Jung an Abraham] Küsnacht, 28. VII. 1913

Sehr geehrter Herr Kollege! Ich habe Kenntnis genommen von der Anmeldung Ihres Vortrages über »Neurotische Einschränkungen etc.« Ich möchte die Redezeit für den Vortrag auf 25 Minuten Maximum einsetzen. Wenn irgend möglich, soll auch bei den einzelnen Vorträgen diskutiert werden, nicht nur bei den Referaten. Das bloße Anhören von Vorträgen ist zu leer. Es wird Sache des Präsidenten und des guten Willens der Versammlung sein, die Diskussionen nicht übermäßig auszudehnen, sodaß die ganze Sache behandelt werden kann. Mit kollegialen Grüssen
Ihr ergebener Dr Jung.