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S.
[Briefkopf III Berlin] 14. X. 13.
Lieber Herr Professor,
Die Sache scheint mir nicht so schwierig zu liegen. Kutzinski, den man Ihnen beigeordnet hat, ist Assistent von Bonhoeffer. Also vermute ich, Kraus habe einem Einfluß seines Kollegen B. nachgegeben, der ja der Psychoanalyse sehr wenig gewogen ist. Kraus versprach mir seine Unterstützung mit der Begründung, er habe wissenschaftlich und persönlich nur Gutes über mich gehört. Sein Eintreten für mich wäre danach mehr ein Akt persönlicher Freundlichkeit als eine Förderung der Psychoanalyse. Hat nun Bonhoeffer ihn auch persönlich gegen mich ungünstig beeinflußt, so wird ja nicht viel zu machen sein. Hat ein solcher Einfluß nicht stattgefunden, so glaube ich, würde Kr. sein Verhalten zu mir nicht ändern, auch wenn Sie ihm deutlich die Wahrheit in Ihrer Sache sagten. Denn, wie gesagt, scheint der Vorgang nicht von Kraus auszugehen; das scheint mir die Hauptsache zu sein. Ich hoffe, Sie, lieber Herr Professor, werden nicht in die Lage kommen, mein Interesse voran zu stellen. Vielleicht klärt sich die Lage nach der Antwort von Brugsch. Diese würde ich natürlich gern kennen lernen.
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S.
Vielleicht stecken Sie sie einfach in ein Couvert und senden sie mir zu, damit Sie nicht wieder die Mühe eines Briefes haben! Ich danke Ihnen herzlich für die Benachrichtigung und für Ihre Absicht, auf mich Rücksicht zu nehmen. Am liebsten möchte ich Sie ja bitten, mein Interesse vollkommen außer acht zu lassen, wenn meine Habilitation bloß meine persönliche Sache wäre. Aber ich erhoffe doch davon etwas für die Psychoanalyse. Für den dritten Band Neurosenlehre schon im voraus meinen Dank! Ich habe das Referat über Jungs Amerika-Vorträge übernommen. Erst bei ganz genauem Durcharbeiten sieht man so recht, was daran ist. Koerber scheint es etwas besser zu gehen. Ich freue mich auf Ihren, wenn auch noch so kurzen Besuch zu Weihnachten. Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr Karl Abraham
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