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[Briefkopf III Berlin] 5. VII. 14. Lieber Herr Professor, Die Korrektur ist nahezu fertig. Ihre Berichtigung (betr. Adler), die Umänderung meines Referates im gewünschten Sinne, die Einfügung von Ferenczis Ergänzung zum Referat sind erle- digt. Von Zürich und München habe ich bisher nichts vernommen. Wenn Sie keine andern Wünsche äußern, werde ich den Brief an Maeder und Seif am nächsten Sonntag loslassen! Zum Schluß des Sommersemesters habe ich letzten Freitag in der »Gesellschaft für Sexualwissenschaft« einen Vortrag über Inzest, Verwandtenehe und Exogamie gehalten. Ich fand über Erwarten viel Verständnis und Anerkennung. Nun muß ich noch um einen Rat bitten. Ich schrieb schon vor einiger Zeit, daß ich in Dresden über Psychosen-Behandlung reden wolle. Inzwischen bin ich zu dem Eindruck gekommen, daß etwas vermehrte Erfahrungen wünschenswert sind, ehe man damit vor die Öffentlichkeit tritt; vielleicht könnte das Thema als Hauptreferat einen der nächsten Kongresse beschäftigen. Mir drängt sich nun ein andres Thema auf. Durch mehrere im letzten Jahr durchgeführte
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Analysen ist es mir, wie ich glaube, gelungen, die Ejaculatio praecox nahezu restlos aufzuklären, d.h. bis zu den letzten Wurzeln in den ersten zwei Lebensjahren. Die Ergebnisse würde ich gern dem Kongreß vorlegen. Ich wüßte nun gern, ob Sie das Thema für geeignet halten. Außerdem will ich bemerken, daß ich ziemlich genau auf die Kastrationsangst eingehen müßte, und das, was Sie mir Weihnachten auf der Fahrt nach Berlin erzählt haben, ist doch bisher noch nicht veröffentlicht! Am schönsten wäre es ja, wenn Sie in Dresden über diese Dinge selbst sprächen, und ich dann sozusagen die Anwendung auf eine bestimmte Frage zeigen könnte. Übrigens ist die Ableitung von der Kastrationsangst nur eines der gewonnenen Resultate. Nach dem Geschäftlichen käme nun das Vergnügen. Meine Frau und ich werden voraussichtlich am 9. August abreisen und am 10. in Seis eintreffen. Ich möchte Sie also um Angabe des Hotels bitten! Sie stehen schon nahe vor den Ferien; falls ich vorher keine Gelegenheit mehr habe, Ihnen zu schreiben, will ich schon jetzt Ihnen und den Ihrigen gute Reise und Erholung wünschen. Übrigens hätte ich auch gern Ihre Karlsbader Adresse. – Meine Frau reist morgen mit den Kindern an die Ostsee. Mit herzlichsten Grüßen von uns beiden an Sie alle Ihr Abraham Die Beantwortung der obigen Fragen ist nicht eilig!
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