-
S.
[Briefkopf III Berlin] 7. XI. 13
Lieber Herr Professor,
Ihr vor wenigen Stunden eingetroffener Brief hat mich rasch zu einer radikaleren Auffassung bekehrt. Ich finde, daß es sich für den Vorsitzenden der Vereinigung nicht schickt, nach Stekels Muster hinterrücks mit dem Verleger zu verhandeln, um das Jahrbuch an sich zu bringen. Gründe dieser Auffassung anzuführen, kann ich mir sparen. Ich meine, daß die Vereinigung diese Minierarbeit nicht ertragen kann. Da wir Jung aber auf keine andre Weise abschütteln können, so bin ich für den äußersten Schritt, zu dem ich mich nicht entschließen konnte, solange ich von diesen neuesten Ereignissen nichts wußte. Die Hauptsache ist nun, die Austrittsaktion glatt durchzuführen, unter möglichst geringer Einbuße der austretenden Gruppen an ihrem Mitgliederbestand. Folgender Weg scheint mir der gangbarste. Die Aktion sollte innerhalb der drei Gruppen einheitlich durchgeführt werden. Zu diesem Zwecke wäre das beste ein Exposé, das, von den Vorsitzenden der drei Gruppen unterzeichnet, an alle Mitglieder derselben ginge. In diesem müßte eine sachliche Begründung des Vorgehens gegeben werden. Im Anschluß daran hätte jeder Vorsitzende eine geschäftliche Sitzung zur Beschlußfassung einzuberufen; diese
-
S.
Sitzung sollte an den drei Orten möglichst gleichzeitig stattfinden und das Resultat sofort nach Zürich eingesandt werden. Das Exposé müßte mit aller Schärfe unsern Standpunkt vertreten und den falschen Gerüchten entgegentreten. Der geeignete Mann, es zu verfassen, scheint mir Sachs zu sein. Ich glaube, in unsrer Mitgliederversammlung fast Einstimmigkeit erzielen zu können. Meine Einwände im letzten Brief bezogen sich ja auf die auswärtigen, speziell die ausländischen Mitglieder. Von diesen würden wir jedenfalls einige verlieren. Andrerseits hätte Berlin oder Wien auch einigen Zuwachs zu erwarten durch Austritte aus der Zürcher Gruppe (Binswanger, Oberholzer, Ginzburg, Pfister (?)). Sind Sie, lieber Herr Professor, schon sicher, ob Sie Weihnachten nach Hamburg fahren? In diesem Falle ließe sich wohl alles Redaktionelle für das Jahrbuch dann besprechen. Ich stehe Ihnen ganz nach Ihren Wünschen zur Verfügung; sollte z.B. Ihre Zeit für Berlin sehr knapp sein, so kann ich Sie eventuell eine Strecke weit auf der Bahn begleiten. Sollten Sie nicht reisen, so kann ich nötigenfalls auch nach dort kommen. Im übrigen wollen wir’s machen wie Casimiro! Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus, sowie auch für die getreuen Mitarbeiter dort Ihr Karl Abraham
Rankestraße 24
Berlin 10789
Duitsland
Berggasse 19
Wien 1090
Oostenryk
C15F4