• S.

    [Briefkopf III Berlin] 13. XI. 13.

    Lieber Herr Professor,

    Es ist mir lieb, daß wir vorläufig keine Politik treiben wollen. Jones’ Ausführungen sind mir sehr sympathisch. Ich hoffe, wir werden unsre Kräfte für produktive Zwecke in nächster Zeit alle recht gut anlegen. Ich freue mich, trotz sonstiger Überlastung, auf die Tätigkeit für das Jahrbuch, und danke Ihnen herzlich für Ihre freundlichen Worte, die Sie mir bei dieser Gelegenheit gesagt haben. Ich behalte immer das Gefühl, nicht leicht genug für unsre Sache tun zu können; denn die Schuld, die ich, in den verschiedensten Beziehungen, bei Ihnen habe, ist allzu groß. Das fühle ich bei jeder neuen Anregung, die von Ihnen und der Psychoanalyse kommt, und nicht minder ruft der steigende Erfolg meiner Arbeit diesen Gedanken immer wieder hervor. Die Einigung mit Brugsch ist sehr erfreulich. Kraus verdient wirklich Vertrauen. Er hat es jetzt z.B. durchgesetzt, daß eine jüdische Ärztin, Assistentin an der Klinik, als erste in Deutschland den Professortitel erhalten hat. Dazu gehört ein bedeutender Einfluß bei unsrer Fakultät! Vielleicht setzt er ihn auch für mich ein. Es ist nicht ganz sicher, ob ich am 28. Dezember 

  • S.

    in Berlin bin, da verschiedenes andre in dieser Zeit für mich liegt. Sollte ich nicht hier sein, so müßten wir einen andern Modus finden. Ich komme, sobald ich Sicheres weiß, darauf zurück. Totem und Tabu habe ich wie jede Ihrer Sendungen mit großer Freude begrüßt. Es macht sich in dieser Ausstattung sehr gut. Gewiß wird es in sehr weiten Kreisen Interesse finden. Vielen Dank! Ich füge Jones’ Brief wieder bei und bin mit herzlichen Grüßen, auch von meiner Frau, für Sie und Ihr Haus
    Ihr Abraham