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[Briefkopf III Berlin] 18. 3. 14 Lieber Herr Professor, Heute traf der Narzißmus ein; ich habe ihn aber noch nicht gelesen. Für Ihren Brief herzlichen Dank! Zu meinem Vorschlag gegen Jung erhielt ich prompt von Jones die beiliegende Äußerung, deren Inhalt mir sehr schmerzlich ist. Jones’ Argumente sind so klar und scharf wie immer, und ich fürchte, wir müssen die geplante Aktion unterlassen. Aber vielleicht fällt einem doch noch etwas ein. Mir ist der Gedanke an den Kongreß äußerst unsympathisch; ich möchte gern vorher das Tischtuch zerschneiden. Aber wie? Ich bin froh, wenn das Jahrbuch Ende März komplett ist. Für die arbeitsreichen letzten Monate hoffe ich dann eine Entschädigung zu finden, indem ich mich auf ca. zehn Tage beurlaube. Wenn sich keine Hindernisse einstellen, will ich mit meiner Frau Garda-See, Venedig und Padua besuchen. Da ich weiß, daß Sie voriges Jahr in Venedig waren, wäre ich Ihnen für gelegentliche Angabe eines empfehlenswerten Logis dankbar! Vor der Abreise sende ich die Manuskripte an Hitschmann. Ich nehme an, daß Sie ein kurzes Vorwort ebenfalls für nötig halten, um auf die veränderte Gestalt und die neuen Redaktions- Prinzipien aufmerksam zu machen. Ich werde es verfassen
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und bitte Sie, alles Ihnen nötig Erscheinende abzuändern. Augenblicklich stecke ich in der Referierarbeit. Auch sie wird ein Ende nehmen. Es freut mich zu hören, daß Sie von Hamburg so gute Nachrichten erhalten. Ich möchte bei dieser Gelegenheit den bescheidenen Wunsch äußern, daß Ihre Gattin auf der Rückreise ein bißchen Zeit für uns erübrigt! Mit Reik, von dem Sie vielleicht auch direkt gehört haben, geht es jetzt. Die vielen Bemühungen, ihm irgendeine Anstellung zu verschaffen, mißlangen alle. Aber ich konnte ihm zur Mitar- beit bei zwei Zeitungs- resp. Zeitschriftenverlagen verhelfen, und er hat selbst noch einiges hinzugefunden. Er ist nun mit Artikel- schreiben stark beschäftigt und wird sich wohl allmählich eine Existenz gründen. Ich werde ihm weiter beistehen, soviel ich kann. Mit herzlichen Grüßen, auch von meiner Frau Ihr Karl Abraham
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