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    [Briefkopf III Berlin] 2. VI. 14 Lieber Herr Professor, Ein abermaliger Furunkel am Handgelenk hat mich genötigt, Sie auf Antwort warten zu lassen. Ich konnte in letzter Woche nur die dringlichsten geschäftlichen Sachen mit Hitschmann und Rank erledigen. Jetzt ist’s wieder in Ordnung. Ich hoffe, daß Sie sich inzwischen recht erholt haben; das übrige wird Karlsbad zu tun haben. Bei nächster Gelegenheit geben Sie mir bitte recht genauen Bescheid über Ihr Befinden! Die Jahrbuch-Korrektur geht einigermaßen flott, aber nicht flott genug, um das Erscheinen in vier Wochen sicherzustellen, obwohl Deuticke es mir brieflich in Aussicht gestellt hat. Ich bin auf die Änderungen in Ihren beiden Artikeln gespannt; ich habe sie in der Korrektur mit größter Befriedigung wieder gelesen. Das Kongreßdatum 20./21. September steht jetzt so gut wie fest. – Von Zürich bekam ich nach vergeblichem Bitten und Warten endlich einen Bericht fürs Korrespondenz-Blatt; München dagegen streikt. Möchte das ein Vorzeichen des Austritts sein! Die Unordnung der alten Zentrale geht ins Grandiose. Von Riklin ist kein Kassenbericht zu erlangen. Putnams Ankündigung der Bildung

     

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    einer Gruppe in Boston ist unbeantwortet geblieben. Jung wußte davon überhaupt nichts. Jones schrieb mir, eine neue Gruppe Ward’s Island sei im Herbst von Jung akzeptiert worden; Jung bestreitet davon zu wissen. So ist es mit allem. Die Beiträge à 3 M. von München und Zürich wollen auch nicht einlaufen. Ich werde jetzt etwas heftiger drängen, damit bis zum Kongreß in allen Beziehungen Ordnung herrscht. Nächsten Sonntag fahre ich nach Dresden, um die ersten Vorbereitungen zum Kongreß zu treffen. Unsre Ferienpläne sind jetzt folgende: Meine Frau reist mit den Kindern am 5. Juli nach Arendsee in Mecklenburg, ich folge am 26., wir bleiben dort bis ca. 2 August, fahren auf ca. vier Tage nach Bremen zu meinen Eltern, bringen dann die Kinder nach Berlin und reisen etwa am 8. August nach Tirol. Ich werde mir bis Ende August Urlaub erteilen. Sehr erfreute mich zu hören, was Sie von Ihrer »kleinen« Tochter schreiben. Ist sie schon in England? Oder sind die Übersetzungen noch auf heimischem Boden gewachsen? Übrigens freuen meine Frau und ich uns sehr, sie auf der Rückreise mit Ihnen hier begrüßen zu können. Was Reik betrifft, so habe ich ihm wiederholt in vorsichtiger Weise meine Hilfe angeboten. Er

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    erklärte aber immer, für die nächsten Monate noch auszureichen. Er beabsichtigt, demnächst zu heiraten ; ich bin zweifelhaft, ob dabei nicht neurotische Gründe stärker mitspielen als die von ihm angegebenen prakti- schen Rücksichten. Er neigt sehr dazu, sich selbst Schwierigkeiten zu machen. Jedenfalls dürfen Sie, lieber Herr Professor, sicher sein, daß ich ihm zur Seite stehen werde, sobald es nötig ist. Mit dem Stekelschen Zentralblatt muß irgend etwas Faules los sein. Bergmann bat kürzlich durch Zirkular um Rückgabe mehrerer Hefte des dritten und vierten Jahrganges zwecks Aus- tausch gegen Ersatzhefte. (Sie haben in Wien wohl alle das Schreiben nicht erhalten, weil Sie bei Erscheinen jener Nummern auf die Lieferung schon verzichtet hatten.) Ich habe darauf an Bergmann eine Rückantwort-Karte gesandt und um Auskunft gebeten, was das bedeute, habe aber nach drei Wochen noch keine Antwort. Es muß etwas sehr Faules sein, da Bergmann sogar gebundene Jahrgänge zurücknehmen und durch neue ersetzen will. Mit den besten Grüßen für Sie und die Ihrigen, und herzlichen Wünschen für Ihr Ergehen Ihr Karl Abraham