• S.

    Badgastein, Villa Wassing

    26. 8. 16.

    Lieber Herr Doktor

    Sehr erfreut, von Ihnen zu hören. Berichte Ihnen gerne, daß wir beide Söhne gleichzeitig zum Urlaub in Salzburg bei uns hatten, beide in gutem Zustand. Jetzt sind sie wieder draußen, einer nördlich, der andere südlich, und wir haben noch keine Nachricht von ihnen.

    Nach sehr schönem, vierwöchentlichem Aufenthalt in Salzburg haben wir (d. h. meine Frau, Schwägerin1 und ich) dieses kühle Paradies2 aufgesucht, wo wir so lange bleiben wollen, als unser Geld und hier die Nahrungsmittel reichen. Ich finde Zeit, die Vorlesungen der ‚Neurosenlehre‘ zu entwerfen. Der ‚Traum‘ ist eben im Druck, die ‚Fehlleistungen‘ Ende Juli bei Heller erschienen.3

    Mit Abraham korrespondiere ich über ein Wiedersehen, das an den Kongreß in München 23/9 anknüpfen soll.4 Ich will aber, wie Sie wissen, auf keinen Kongreß, und anders ist die Grenzüberschreitung sehr schwierig. A. ist noch immer in Allenstein Chef einer psychiatrischen Abteilung und hat seine Familie bei sich. Rank geht es gut, er wird am 4/9 über Budapest nach Konstantinopel auf Ferien gehen. Mit Ferenczi (Hotel Royal) sollten Sie doch anknüpfen. Miskolcz ist seine Vaterstadt.

    Ihr Gutachten wird mit Spannung erwartet, hieher oder in der zweiten Hälfte September nach Wien. Wollen Sie es – ganz oder im Auszug – der ‚Zeitschrift‘ widmen?

    Besonders erfreulich finde ich Ihre Nachricht über Ihre liebe Frau, der ich meinen wie meiner Damen Respekt auszurichten bitte. Hoffentlich hat ihr die schwere Zeit dauernd wohlgetan.

    Ich grüße Sie herzlich in der Hoffnung, nach nicht zu langen Pausen von Ihnen zu hören.

    Ihr freundschaftlich ergebener

    Freud