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S.
[Briefkopf Wien] 15. 6. 20a
Liebster Herr Doktor
Ich kann diese Kuriergelegenheit1 nur dazu benützen, Sie und Ihre liebe Frau herzlich zu grüßen und Ihnen zu gestehen, seitdem ich den Umfang und die Amplitude Ihrer zärtlichen Sorgfalt besser erkannt habe, daß ich mich durch Ihre Hilfe stärker und sicherer im Leben fühle. Wie fühle ich mich überreich entschädigt für die Stückchen Verrat und Undank, die ich natürlich auch erleben mußte.
Besorgen Sie keine Aufzählung Ihrer Taten. Auch keinen spezifizierten Dank. Aber es war doch sehr schön, daß Sie Ernst soweit geholfen haben und daß Sie jetzt hilfreich für Oli bemüht sind und erfolgreich in Sachs’ Schicksal eingreifen. Sie haben mir soviel Verantwortlichkeiten erleichtert und abgenommen.
Mit all Ihren Vorschlägen betreffs der Dollarstiftung nach Beratung mit hiesigen Kennern einverstanden.
Der Scheck aus Stockholm2 heute angekommen. ....
Man ruft mich zum Abschiedsessen. Meine Lux3 ist ein reizendesb Menschenkind.
Herzlich Ihr
Freud
a Der zugehörige Briefumschlag trägt lediglich die Aufschrift: Herrn Dr. Max Eitingon.
b Korrigiert aus: reizender.
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S.
Berggasse 19
Wien 1090
Österreich
C22F8