• S.

    [Briefkopf Wien] 7. Aug. 25

    Lieber Max

    Ich berichte Ihnen kurz über zwei Punkte, einer neu, der andere von Ihnen nachgefragt.

    1) Mein Neffe Edw. Bernays1 aus New York war hier und hat mich veranlaßt, mich an die Spitze einer Sammlung für den Psychoanalytischen Fond zu stellen, die er in Amerika einleiten will. Er verspricht sich viel davon, sein Hauptgeschäft ist ja die Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Aufgefordert, ein Komitee zu nennen, das sich mit mir in die Verwaltung des Fonds teilt, habe ich für Europa Sie, Abraham, Ferenczi und Storfer vorgeschlagen. Die Amerikaner wird er dazugeben. Ich hoffe auf Ihre Einwilligung.

    2) Rank war bei mir und hat mir mehr von seinem geplanten Vortrag erzählt. Mehr, aber nicht sehr viel. Daß er das Angst- und Libidoproblem behandeln und so die Einreihung seiner Sache in unseren Stoff vorbereiten will. Er ist wieder wohl, sehr leistungsfähig, deutlich submanisch, was er erkennt. Es ist wohl sicher, daß er nicht mehr in seine krummen Wege zurückfinden wird, aber ebenso gewiß, daß an eine restitutio in integrum bei ihm nicht zu denken ist. Auch der genesene Rank wird ein anderer sein als der frühere und zu uns ein anderes Verhältnis haben. Von der abgelaufenen abnormen Phase sind praktische Veränderungen übrig geblieben; er ist wohlhabend, selbständig geworden und hat sich drüben eine neue Basis für seine Existenz geschaffen. Mit der Zurücknahme seiner Theorien eilt es ihm nicht, auch da hat sich viel fixiert. Übrigens hat ja die Kritik seine Neuerungen noch nicht genug beleuchtet.

    Das war für mich vielleicht eines der Motive zu einer Arbeit, die eben fertig wird, ‚Hemmung, Symptom und Angst‘ heißena und als Brochure erscheinen soll.2 Nach entsprechender Ablagerung natürlich. Im Intervall können Sie sie lesen und mir Ihr Urteil sagen.

    Die letzte Woche war meine beste seit zwei Jahren. Herzlich für Sie und Mirra

    Ihr Freud

     

    a Gestrichen, ausnahmsweise mit Bleistift: soll.