• S.

    [Briefkopf Wien] 24. 8. 1932

    Lieber Max

    Dank für Ihre rasche Antwort. Ich war nicht ohne Besorgnis um Ihre Frau.

    In meine ‚Ergänzenden Vorlesungen‘ habe ich ein neues Stück eingelegt, besonders populär geschwätzig, über Angriffe, Abfallsbewegung, Therapie u. dgl., betitelt: „Aufklärungen, Anwendungen, Orientierungen“. Auch die Pädagogik wird darin berührt.

    Wer an der Diskussion mit Einstein noch teilnehmen wird, weiß ich nicht. Herr Steinig,1 der das ganze überwachta, scheint ein selten zuverlässiger Mann.

    Ein anderer derselben Prägung war gestern da und kommt heute wieder: Brill. Es war sehr erfreulich.

    Dagegen der beigelegte Brief von Ferenczi! (Rücksendung erbetenb.)2 Ich zweifle nicht, daß er auch Sie verständigt hat, aber immerhin lesen Sie. Man wird sich kaum täuschen anzunehmen, daß er den Weg von Rank gehen wird. Vielleicht ist er so schonend abzuwarten, bis ich nicht mehr da bin; wenn ich zähe bin, werde ich’s noch selbst erleben. Er ist in voller neurotischer Regression, Feindschaft mit Vater und Brüdern, Mutter-Kind-Spielerei mit seinen Patienten. Schade! Aber hätte ich nur einen Fallc erlebt von theoretischer Abweichung ohne vorhergehende persönliche Motivierung! Bei Fer[enczi] bin ich einmal ganz unschuldig.3 Die schlechte Aufnahme in Amerika, in Berlin, als er nach Abrahams Tod übersiedeln sollte, die Verschiebung seiner Wahl auf dem letzten Kongreß sind maßgebend gewesen. Nun also!

    Herzliche Grüße

    Ihr Freud

     

    a MS: über hat.

    b MS: ergeben.

    c Gestrichen: v.