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S.
[Briefkopf Wien] 18. 7. 1928
Semmering
Lieber Max
Ich danke Ihnen sehr für die Nachricht über Schröder. Ernst hatte kurz vorher dasselbe geschrieben. Ich kann nicht in Abrede stellen, daß mir dieser schöne Sommer durch die ungeduldige Erwartung einer besseren Existenzform etwas verdorben wird.
Das Zensurverbot der ‚Illusion‘ in Rußland ist doch sehr interessant. Fast gleichzeitig traf die englische Übersetzung ein. Ich hatte bei der Niederschrift das genaue Gegenteil erwartet und im Text doch alle meine persönlichen und bürgerlichen Vorurteile zugunsten der Idee unterdrückt.
Sie versäumen doch gewiß nicht, im nächsten Korrespondenzblatt unsere Brasilianer und ihre neue Revue zur Kenntnis der Vereinigung zu bringen.1 Anna gab mir die Aufklärung, daß diese Neuigkeiten für die jetzt im Druck befindliche Nummer zu spät gekommen sind.
Sarasin war am 16. d. M. über den Tag bei uns und hat allen einen guten Eindruck gemacht. Es ist doch, als ob man die Schweiz wieder gewonnen hätte. Eine Verabredung mit Anna für einen oder mehrere Vorträge in der Schweiz ist die erste Frucht der Eröffnung des bisher verschlossenen Ländchens.
Von Mr. Sweetser habe ich $ 1000, bezeichnet als fünfte Rate, für den Verlag erhalten.2 Ich konnte nicht umhin, [darauf] aufmerksam zu machen, daß ich eine vierte nicht erhalten hatte, und warte nun auf Antwort. Vielleicht ist zwischen Februar und Juli ein Brief mit Scheck verloren gegangen.
Das sind alle Neuigkeiten. Bis gestern abends war es auch hier unleidlich heiß.
Herzlich Ihr
Freud
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S.
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