• S.

    [Briefkopf Wien] 4. VI. 24.a

    Lieber Max,

    Ich bin Ihnen einen Brief schuldig, der Ihnen einen Vorwand für Ihre Schreibunlust wegnehmen soll. Ich teile Ihnen mit, daß Pichler mir gestattet hat, im Sommer weit weg zu gehen, was darauf hindeutet, daß er auf eine nahe Rezidive nicht rechnet. Wir haben demnach in Waldhaus Flims, Graubünden, an der Albulabahn gemietet, wollen am 7. Juli dahin abreisen.1 Anfangs September, wenn P. zurückkommt, soll ich mich auch wieder einfinden.

    Mein gegenwärtiger Zustand ist gewiß nicht ideal, die Sprache hat gewisse Mängel behalten, aber es scheint, daß die Prothese jetzt alles leistet, was man von ihr erwarten kann, und man kann immerhin existieren und arbeiten. Auch mein Allgemeinbefinden will sich in letzter Zeit merklich bessern. Von den Vereinsangelegenheiten hier halte ich mich noch immer ferne, ebenso von Besuchen und Konsultationen. Meine ganze Besserung ist noch nicht zwei Wochen alt. Einige kleine Arbeiten werden Sie in der ‚Zeitschrift‘, in jeder der folgenden Nummern eine, zu lesen bekommen.2

    Mit herzlichen Grüßen für Sie und Mirra

    Ihr Freud

     

    a Masch.