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[Briefkopf Wien] 19. IV. 26.a
Lieber Max!
Wir müssen natürlich dem Datum des 8. Mai1 Rechnung tragen, wenn wir unsere Pläne für die schwere Woche machen.2 Ich wollte ursprünglich von Donnerstag, dem 6., bis über den Sonntag frei machen, ändere es jetzt aber dahin ab, daß ich schon Mittwoch, den 5., aussetze, so daß ich etwa am Samstag wieder arbeiten kann. Wenn Sie einige Tage früher kommen wollen, wird es uns natürlich sehr freuen, aber wir werden Montag und Dienstag der Arbeit wegen nicht viel von Ihnen haben.* Eine noch längere Pause getraue ich mich nicht zu machen, weil ich bei meinen Patienten ohnedies Wochen durch das Sanatorium verloren habe und heuer schon am 15. Juni in die Ferien treten will.
Jones schreibt heute, daß er am 5. abends oder am 6. früh eintreffen und drei, vier Tage bleiben will. Ich werde versuchen, ihn zu einer Verfrühung seiner Reise zu bewegen, damit wir die Besprechungen vor dem offiziellen Tag abhalten können. Vielleicht schreiben Sie ihm auch direkt. Am 6. selbst können wir kaum etwas Gemeinsames unternehmen, denn ich muß immerhin für etwaige offizielle Besuche (Stadt Wien,3 Judentum4 usw.) zu Hause sein.
Ihre Reaktion gegen Rank ist heftiger ausgefallen, als ich sie hervorrufen wollte. Ich meine, es soll nicht von der Gunst abhängen, ob seine kleine Sammlung vom Verlag publiziert wird oder nicht.5 Wir wollen doch nicht vergessen, daß es derselbe Verlag ist, den er gegründet und über schwere Jahre geleitet hat, und daß er sogar zu den Gläubigern desselben gehört. Nach Storfers Aussage kommt der Aufwand dafür kaum in Betracht.
Mein Befinden ist nicht übel. Ich grüße Sie herzlich,
Ihr Freud
* stimmt nicht für mich, s. meinen gleichzeitigen Brief! A[nna]b
a Masch.
b Handschriftliche Fußnote von A. Freud.
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S.
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Wien 1090
Österreich
C23F1