S.
[Briefkopf Wien] 27. 1. 1929
Lieber Max
Sie hatten kaum unsere Haustüre hinter sich geschlossen, als der beiliegende Expreßbrief der Prinzessin an Sie eintraf. Da er offen war und der Brief an mich einen Hinweis auf seinen Inhalt enthielt, habe ich ihn gelesen und mit Befriedigung den ersten Lichtblick in unserer Bedrängnis in ihm gefunden.1 Die tapfere Rede „Unsere Sachen sollen gerettet werden“ hat mich sehr erfreut.
Wenn individuell gesammelt wird, werde ich es schwer finden, mich auszuschließen. Ich würde mich angeboten haben, wenn nicht zu meinen gewohnten Belastungen hinzukäme, daß Martin seine Stellung verliert2 und ich vorbereitet sein muß, ihn, wie schon im Monat Januar, noch längere Zeit über Wasser zu halten. So hat jeder „Reiche“ seine Abhaltungen. Über ihr Defizit hat die Prinzessin mir schon vor Monaten geklagt, ehe noch von den Anforderungen an sie die Rede war.
Ich danke Ihnen noch herzlich für Ihren diesmaligen Besuch, der mir wieder Zuversicht für die Zeit nach mir gebracht hat, und grüße [Sie] und Mirra herzlich
Ihr Freud
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