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S.
[Briefkopf Wien] 3. 4. 1931
Lieber Max
Nach 45jähriger Tätigkeit als Arzt habe ich heute – von Ostern 1886 bis 1931 – einige Tage Ferien gemacht.1
Mit Radó habe ich mich gut gesprochen, hatte auch einen freieren Tag. Es kostete mich nichts, heute über mein Befinden zu klagen. Wir haben eben in Pötzleinsdorf (Khevenhüllergassea)2 Wohnung für 1. Juni genommen.
Ihre Absicht, sich gegen Storfer zur Wehr zu setzen und den Verlag gegen ihn zu verteidigen, kann ich verstehen und gutheißen. Ich wollte, die Lage wäre so, daß wir ihn wegschicken könnten, selbst wenn er bleiben will. Sein Vorgang sieht einer Erpressung sehr ähnlich, aber ich meine, er ist zu irrationell, als daß man [ihm] einen so guten Plan zutrauen darf. Zu meiner Überraschung meinte Radó dasselbe. Es muß (auch) eine Verrücktheit dahinter stecken.
Die beiden Arbeiten, deren Ansätze Sie hier gelesen haben,3 stocken gegenwärtig, aber wohl nur bis zum Sommer.
Mit herzlichen Grüßen für Sie und Mirra
Ihr Freud
a MS: Khevenhillerg.
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S.
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