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S.
[Briefkopf Wien] 8. 9. 1932a
Lieber Max
Ich weiß zwar, daß Sie in Leipzig sind, wo Ihr Vater erkrankt ist,1 aber ich kenne die Adresse dort nicht und will es nicht aufschieben, Ihnen ernsthaft für die schöne Leistung zu danken, mit der Sie Ihre derzeitige Präsidentschaft abgeschlossen haben. Der Verlauf des Kongresses hat Ihrem Urteil voll recht gegeben. Anna kommt zwar erst heute abends; aber ich bin durch Ruth2 gut unterrichtet und sehe, daß wir allen Grund zur Zufriedenheit haben.
Wenn Sie nächstens Zeit finden, berichten Sie mir doch über den Eindruck, den Sie von Ferenczi bekommen haben, von ihm selbst, der Sache und der Reaktion der anderen darauf.
Ich habe die Pause in der Arbeit benützt, um mein Pensum zu erledigen: Die ‚Vorlesungen‘ sind fertig, aber auch die langweilige und sterile sog. Diskussion mit [gestrichen: Eitingon] Einstein (Sie finden hoffentlich nichts Herabsetzendes in dieser Ersetzung!). Ich fühle mich auch entsprechend erleichtert. Ein Mittel dazu war, in meinen Ansprüchen an meine Arbeiten ähnlich herunter zu gehen, wie ich’s bei der Prothese getan habe.
Nun lassen Sie mich bald wissen, was bei Ihnen vorgeht. Unterdes grüße ich Sie herzlich
Ihr Freud
a Laut zugehörigem Umschlag wurde dieser nach Berlin adressierte Brief per Eilboten an die Nachsendeadresse „Leipzig, Döllnitzer Str. 9“ geschickt.
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S.
Berggasse 19
Wien 1090
Österreich
C23F18