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S.
Lieber Herr Doktor
und gnädige Frau
Ich danke Ihnen wärmstens für Ihr Telegramm.1 Wie kommen Sie in diesen schweren Zeiten auf solche Idee! Nebenbei war es einer der ungradesten Geburtstage, die man haben kann. Es ist ein Trost, daß es vielleicht nicht mehr so lange dauern kann, als es schon gedauert hat.
Meine beiden Jungen sind Feuerwerker,2 der eine war bei der letzten großen Aktion in Galizien3 dabei, der andere erwartet täglich seinen Abgang ins Feld in „Offizierseigenschaft“. Der übrige baut Baracken.
In der Praxis ist es sehr still. Ich arbeite viel und bereite Dinge vor, die der eine von Ihnen in ‚Zeitschrift‘ und ‚Imago‘ finden wird.4 Die Spannung ob der erwarteten Ereignisse ist sehr groß. Meinen Sie, daß alles erfreulich sein wird?
Ich freue mich erfahren zu haben, daß Sie beisammen sind,5 und wünsche uns ein schönes Wiedersehen, wenn alles vorüber ist.
Ihr herzlich ergebener
Freud
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S.
Berggasse 19
Wien 1090
Austria
C22F4