• S.

    [Briefkopf Wien] 28. 3. 26.

    Lieber Max

    Dank für Ihren letzten freundlichen Brief! Ich sehe nun, da ich einmal angefangen habe, vom Intimsten zu schreiben, muß ich auch fortsetzen und weiter berichten, daß der Aufenthalt in meiner „Riviera“ mir sehr wohl getan hat, was Aussehen, Körpergewicht und subjektives Befinden betrifft. Die Herzsensationen sind nicht ganz vergangen, aber doch geringfügig geworden, ich kann längere Zeit ohne Schmerzen gehen und neige jetzt dazu, den Zustand als einen episodischen zu betrachten, wie mein schlauer Internist – Braun – mir vorredet. Damit treten nach bekanntem allgemein menschlichem Vorbild auch die „Sorgen“ in den Hintergrund.

    Am Karfreitag1 wollen wir das Idyll aufheben und in die Berggasse zurückkehren. Bis dahin wird es viel Plage geben, wir (A[nna] und ich) haben leichtsinniger Weise die Übersetzung des Jonesschen Nachrufs an Abraham übernommen, die aber eigentlich eine Rückübersetzung ist und die Lektüre aller Arbeiten Abrahams verlangt.

    Storfer hat, glaube ich, mit seinem Bedenken gegen die Aufstellung Martins als Strohmann recht.

    Ich freute mich sehr zu hören, daß Sie wiederholt in der Berggasse angerufen haben. So erfuhr ich auch, daß Sie noch in Berlin allein sind.

    Mit herzlichem Gruß Ihr

    Freud