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S.
[Briefkopf Wien] Berchtesgaden
31. 8. 1929
Lieber Max
Dank für Ihr freundliches Angebot! Wir können es nicht annehmen, denn wir würden in dem Schmuckkästchen doch ein schlechtes Gewissen haben, können auch die alte Dame nicht stören. Ernst soll uns geeignete Unterkunft besorgen. Schröder beginnt erst am 20. Sept., wir1 werden aber am 15. in Berlin eintreffen, meine Frau und Minna wahrscheinlich eine kleine Reise südlich unternehmen.
Recht schmerzlich empfinden wir alle den Verlust unserer lieben Lüna.2 Da sie läufig war, schickten wir sie mit Eva Rosenfeld nach Wien, sie riß sich aber auf dem Bahnhof in Salzburg los, wurde drei Tage lang vergeblich gesucht und gestern früh auf einem Bahngeleise überfahren aufgefunden. Es ist der Qualität, wenn auch nicht der Intensität nach wie der Schmerz um ein verlorenes Kind.
Ich höre gern, daß Sie sich mit Mirra in Ihrem Aufenthalt wohl fühlen.
Herzlich
Ihr Freud
P.S. Laforgue war hier, Löwenstein und Riviere sind angezeigt, MacCord3 ist heute nach London; durch Dr. Blanton4 abgelöst. [U.] tritt am 15. Sept. aus. Ruth Brunswick hat bereits aus Paris gesprochen5.
a Schriftbild: Lun.
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S.
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Berchtesgaden 83471
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Grand Hotel Mont Pélerin
Vevey 1800
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C23F9