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S.
[Briefkopf Wien] XIX Strasserg. 47.
27. 5. 1934
Lieber Max
Fast alle, die mir heuer zum Geburtstag gratuliert haben, werden vergeblich auf Dank und Anerkennung warten. Ich will sie durch diese Technik dazu erziehen, daß sie es das nächste Mal „nicht wieder tun“.
Bei Ihnen muß ich eine Ausnahme machen. Es war doch zu ergreifend, daß Sie einerseits an der Spitze unserer jüngsten Gruppe drahteten,1 anderseits für sich und Mirra versicherten, daß die Entfernung nichts zwischen uns ändern kann.2 Haben Sie also für sich und für die anderen meinen wärmsten Dank!
Ich muß an das Adjektivum weiter assoziieren. Wir leben hier nämlich in einer Schönheit und Behaglichkeit, die wir in unseren Sommern selten erreicht hatten, aber infolge einer Wetterlaune ist es heute bitterkalt, und selbst ich friere, der diese Empfindung sonst kaum kennt. Bin auch nicht besonders wohl heute, aber muß man denn immer wohl sein? Und überhaupt der Zwang, noch immer zu sein!
Werden Sie Europa zur Zeit des Kongresses3 wieder besuchen? Dann sehe ich Sie vielleicht?
Herzlich Ihr
Freud
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S.
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