• S.

    [Briefkopf Wien] 14. 4. 1934a

    Lieber Max

    Nun sind Sie im heiligen Land, nicht mehr als Gast, sondern als Heimkehrer, und ich hoffe, daß die alte Mutter ihre Kinder freundlich aufnehmen wird. Ich wechsle oft Briefe mit meinem Liebling Arnold Zweig (Mount Carmel),1 und es geht nicht viel rascher, als wenn der atlantische Ozean zwischen uns wäre. Die Flugpost ändert daran nicht genug.

    Nach einer besonders langen und schwierigen Suche haben wir gestern Wohnung für den Sommer gemietet. Es ist [Wien] XIX. Strassergasse 47,2 also halbwegs auf dem Hügel, der oben „Himmel“ heißt, nicht weit von Kobenzl usw. Das Haus scheint bequem, der alte Garten hat einen ebenen und einen ansteigenden Teil, an dem ich Terrainkur üben kann. Vorläufig kann ich noch sehr wenig leisten, bezahle jedes kleine Muskelunternehmen mit Herzsensationen. Der April ist voreilig warm, wahrscheinlich wird also der Umzug anfangs Mai Reue bringen.

    Nun tun Sie, was Sie können, um die neue Distanz zu verkleinern.

    Herzlich für Sie und Mirra

    Ihr Freud

     

    a Der zugehörige Briefumschlag adressiert nach: Jerusalem, Palaestina, Hotel King David.