• S.

    [Briefkopf Wien] 18. 1. 1931

    Lieber Max

    Sie sind also wieder zu Hause und in der Arbeit. Ich beeile mich, Ihnen zwei Neuigkeiten der letzten Woche mitzuteilen.

    a)  Ich bin von der London University (durch Forsyth) eingeladen worden, die diesjährige Huxley Lecture etwa im Mai dort abzuhalten.1 Das ist eine sehr große Ehre, und seit R. Virchow 1898 hat kein Deutscher2 diese Aufforderung erhalten. Ich mußte leider antworten, die Einladung käme um mehrere Jahre zu spät usw. Aber es hat mir wirklich leid getan. Ich habe jetzt besonders schlechte Zeiten mit Kiefer und/odera Prothese.

    b) Dr. Lehrman schreibt mir, daß Brill irgendwoher $ 40.000 bekommen hat, die er in ein psychoanalytisches Institut stecken will. Man denkt daran, Dr. Radó hinüberzurufen, der einen besonders guten Eindruck hinterlassen hat.3 Aber die Entscheidung für ihn sei noch nicht gefallen, und da Brill selbst überhaupt noch nichts mitgeteilt hat, meine ich, man sollte beide Punkte noch geheim halten.

    Herzlich Ihr

    Freud

     

    a Freud schreibt beide Worte untereinander und setzt dahinter eine geschweifte Klammer.