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S.
[Briefkopf Wien] 1. 5. 1930.
Lieber Max
Danke für Ihre liebenswürdige Bekümmerung, höre, daß Sie heute morgens angerufen haben, so daß Ihnen dieser Brief nichts Neues sagen kann.
Es ist richtig, daß Herz- und Darmzustände mich genötigt haben, das Sanatorium aufzusuchen, d. h. dem Arzt nachzugeben, der es durchaus verlangte. Hier habe ich eine rasche und ordentliche Erholung erreicht, nicht durch irgendwelchen therapeutischen Zauber, sondern durch einen Akt schmerzhafter Autotomie. Es sind jetzt sechs Tage, daß ich nicht eine Zigarre mehr geraucht habe, und es ist unleugbar, daß ich diesem Verzicht mein Wohlbefindena verdanke. Aber es ist traurig. In Berlin brauchen wir keine mir taugliche Zigarre zu suchen.
Wir haben Schlafplätze für Sonntag, [den] 4., nacht[s]. Die Prothese braucht den Luftwechsel natürlich dringend.1
Auf baldiges Wiedersehen[.] Herzlich
Freud
a Gestrichen: b.
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S.
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