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S.
[Briefkopf Wien] 15. 4. 18a
Lieber Herr Doktor
Ich habe heute 42 K[ronen] an Sie absenden lassen, einen minimalen Bruchteil unserer Verschuldung an Sie in diesen schweren Zeiten.
Ich hoffe, Sie haben von Karlsbad doch, was Sie wollen, trotzdem der Reiz des einstigen Behagens von dem Örtchen gewichen ist. Ich möchte es auch gerne wiedersehen, aber getraue mich meiner Prostata wegen nicht, auf die es sehr störend wirkt. Es steht uns ein Sommer ohne Sommeraufenthalt bevor, wenn nicht Ungarn uns in seine gastlichen Arme nimmt, wofür Ferenczi und andere Freunde wirken.
Es war mir sehr recht, daß Sie F[erenczi]s Bekanntschaft endlich gemacht haben.1 Sie werden auch in der Folge zusammenhalten müssen. Nach gelegentlichen Zusendungen aus Schweiz, Deutschland usw. geht es unserer Sache übrigens gar nicht so schlecht.
Es wird Sie interessieren zu hören, daß ich den 4. Band der ‚Kleinen Schriften‘ bei Heller, hoffentlich im Herbst, herausbringe. Er wird auch eine große, noch nicht publizierte Krankengeschichte enthalten.2
Grüßen Sie Ihre liebe Frau vielmals von mir, wenn Sie sie wiedersehen, nachdem Ihnen die Kur gut getan hat.
Herzlich
Ihr Freud
a Der zugehörige Briefumschlag adressiert an: Herrn Oberarzt Dr. Eitingon, Karlsbad, Stadt Moskau.
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S.
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C22F5