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S.
[Briefkopf Wien] 15. XI. 1931
Lieber Max
Gerüchtweise hatte ich schon von der betrüblichen Neuigkeit gehört. Eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal die ganze große Bedeutung Ihrer bisherigen Leistung vorzuhalten, woran man sonst zu leicht vergessen hatte. Ihre Versicherung, daß weiterhin alles Mögliche für das Institut geschehen wird, hat dem Bedauern Einhalt getan.
Bullitt ist wieder hier, um an seiner Analyse und an ‚Wilson‘ weiterzuarbeiten. Meine Hoffnung bleibt ja, daß wir mit Hilfe dieses Buches und der Poe-Übersetzung der Prinzessin1 dema Verlag über die schwierige Zeit der Sanierung werden helfen können.2
Wenn ich von mir selbst reden soll, ich habe mehr gehabt als eine einfache Magenverstimmung, es war eine arge Magendarmrebellion – unbekannt woher –, in deren Verlauf ein mehrstündiger Kolonkrampf mich sogar zwang, eine Analysenstunde plötzlich abzubrechen, was mir bisher nur einmal im Leben zur Not geworden war. Voll hergestellt bin ich auch heute nicht, aber ich bin so vorbereitet darauf, wenn es nicht das ist, wäre es etwas anderes. Die monatlichen Zusammenkünfte bei mir3 werden so wahrscheinlich nicht stattfinden.
Ich grüße Sie und Mirra herzlich
Ihr Freud
a MS: den.
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S.
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