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S.
[Briefkopf Wien] 27. 6. 22
Lieber Max
Wir sind also wieder glücklich einer Gefahr entronnen,1 wir dürfen wieder Briefe schreiben, Telegramme empfangen und Reisen machen, und unser unseliger Staat darf weiterhin versuchen, ob er leben kann. Morgen werde ich erfahren, ob ich wirklich am 30. abends nach Gastein – schlafen kann, wie beabsichtigt. Ich bin schon recht ungeduldig.
Ich habe Siea mit £ 5 belastet, die ich für Ihren Namen dem Wolfsjungen überreicht habe. Überdies bekam er £ 5 von mir, ebensoviel von Rickman,2 $ 20 von Frink3 und hofft, so etwas für seine Frau tun zu können. Die Uhr bittet er, wo möglich, verkaufen zu lassen, jedenfalls ihrem gegenwärtigen Wirt abzunehmen.
Meine Frau und Anna werden also das Hotel Eitingon bald in Anspruch nehmen.4 Wie man mit ersterer verfährt, um es ihr erträglich zu machen, ist von letzterer leicht zu erfahren. Sie ist nicht gerne zu Gast.
Ich hatte in den letzten Wochen kaum Zeit, Briefe ordentlich zu lesen. Geht es mir nicht durch den Sinn, daß wir auf dem Salzberg liebe Gäste zu erwarten haben?
Mit herzlichem Gruß für Sie und Mirra
Ihr Freud
a Korrigiert aus: sie.
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S.
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