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[Briefkopf Wien] 25. XII. 22a1
Lieber Max
Dieser Feiertag wird am besten dazu verwendet, Ihnen und Mirra Glück zum neuen Jahr zu wünschen, das Sie in so schöner Umgebung beginnen. Die Farben meiner Erinnerung an Palermo sind noch nicht abgeblaßt.
Vielen Dank für Ihre Nachrichten aus Paris! Im allgemeinen läßt mein Interesse an der Beeinflussung der Schicksale der Psychoanalyse in fremden Ländern nach, seitdem ich erkenne, daß wir selbst in England mit unseren Mitteln an Menschen und Geld nichts ausrichten werden. Die Affaire Jones hat mir einen ganz üblen Nachgeschmack hinterlassen.
Ich habe einige müde und sorgenvolle Wochen hinter mir, bin aber jetzt endlich die neunte Stunde losgeworden und werde sie nicht wieder herstellen.
Ernsts zweiter Sohn hat noch keinen offiziell verlautbarten Namen. Ich wollte ein Mädchen an seiner Statt, damit er nicht zu sehr unter dem Vergleich2 leide. Ich meine auch, es wird für Ernst bald wieder Zeit sein, das Schweizer Sanatorium aufzusuchen, und hoffe, ihn bald dazu zu bewegen. Anna ist wohl und tätig.
Sachs und Lampl sind jetzt in Wien. Ferenczi ist über Neujahr angekündigt, den zu sprechen ich mich sehr freue.
Wenn die Ausflüge zu den Tempeln für Mirra zu beschwerlich sind (Selinunt, Girgenti), so machen Sie es allein; versäumen Sie es ja nicht!
Im Geist wird Sie begleiten
Ihr Freud
a Der zugehörige Briefumschlag wurde von Freud nach Palermo, Hotel de France adressiert. Erste Nachsendeadresse (durchgestrichen): Hotel Villa Igiea, Palermo; zweite Nachsendeadresse: Hotel du Vesuve, Napoli.
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