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S.
[Briefkopf Wien] 20. 2. 1931
Lieber Max
Es ist mir sehr recht, daß Sie Ihren Besuch um eine Woche aufgeschoben haben. Bis zum 28. d. M. hoffe ich die Folgen des letzten Eingriffs überstanden zu haben. Am 27. spricht Bernfeld bei mir, für den ich eben ein Gutachten ans Ministerium abgeschickt habe.1
Von Berchtesgaden habe ich am Telephon gehört. Es liegt mir noch mehr an der größeren Zigarre, die Soberano heißt. Sehr zeitgemäß, wenn man an Alfonso denkt.2
Ich bekomme jetzt sehr viele Bücher aus Amerika, aber auch aus Deutschland und hätte mit Bedanken, Lesen und Begutachten den Tag voll zu tun. In einem von W. Peck, ‚The meaning of Psychoanalysis‘, komme ich ungewöhnlich gut weg. In einem anderen von Lasswell, ‚Psychopathology and Politics‘, auf Anregung von Alexander geschickt, werde ich in gebräuchlicher Weise verleumdet.3 Alexanders Berichte über seine Kämpfe an der Universität sind sehr spannend.4 Brill hat geschrieben und seine $ 40.000 einbekannt. Also, es geht recht lebhaft zu.
Ich grüße Sie beide herzlich und sage Ihnen: Auf baldiges Wiedersehen!
Ihr Freud
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S.
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